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Politik: Klimakonferenz in Bonn: Klimagipfel droht zu scheitern

Ein Erfolg der Klimaschutzkonferenz, die am Montag in Bonn beginnt und bis zum 27. Juli dauert, wird immer unwahrscheinlicher.

Ein Erfolg der Klimaschutzkonferenz, die am Montag in Bonn beginnt und bis zum 27. Juli dauert, wird immer unwahrscheinlicher. Der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi sagte dem Fernsehsender Asahi, er rechne erst beim folgenden Klimagipfel im Herbst in Marrakesch mit einer Übereinkunft. "Wir suchen noch nach Wegen zu einer Zusammenarbeit zwischen Europa, Japan und den USA", sagte Koizumi. Auch EU-Umweltkommissarin Margot Wallström dämpfte die Erwartungen. Dem "Spiegel" sagte sie, sie erwarte in Bonn keine endgültigen Entscheidungen zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls.

Zum Thema Rückblick: Der gescheiterte Klimagipfel in Den Haag Koizumi sagte: "Wir werden es nicht schaffen, in Bonn eine Übereinkunft zu erzielen. Aber es gibt ja noch ein weiteres Treffen im Oktober in Marokko." Der Ministerpräsident ließ weiter offen, ob sein Land bereit ist, das Klimaschutzabkommen von Kyoto notfalls auch ohne die USA zu ratifizieren.

Umweltminister Jürgen Trittin sagte der "Welt am Sonntag", es würde zwar alles dafür getan, um den USA die Tür offen zu halten. "Umgekehrt werden wir aber nicht zulassen, dass sich andere Industrienationen davonstehlen", meinte Trittin. Der Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, brachte im Inforadio Berlin die Möglichkeit eines Teilabkommens ins Gespräch. Dies wäre dann zumindest ein "Schritt in die richtige Richtung", sagte er. Gleichzeitig warnte Töpfer davor, schon vor dem Beginn der Bonner Konferenz die Hoffnung auf ein verbindliches Abkommen aufzugeben. Er strich dabei besonders die Erfolge Chinas heraus. Obwohl das Schwellenland zunächst noch keine Reduktionsverpflichtungen erfüllen muss, sei es China gelungen, seinen Kohlendioxid-Ausstoß seit 1996/97 um zehn Prozent zu senken. Und das, obwohl die Volksrepublik "ein beachtliches wirtschaftliches Wachstum verzeichnet hat".

Die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) teilt die Einschätzung des früheren deutschen Umweltministers, dass Klimaschutz wirtschaftliche Vorteile bringen kann. Oliver Rapf, Energiereferent des WWF, sagte, das Nein des US-Präsidenten George Bush zum Klima-Abkommen werde sich "zum Bumgerang für die amerikanische Wirtschaft entwickeln". Je schneller eine effiziente Klimaschutz-Politik betrieben werde, desto geringer seien die Kosten. Die Europäische Union könne 85 Prozent ihres Klimaschutz-Ziels ohne zusätzliche Kosten erreichen, sagte Rapf. Zudem verbessere die EU die Wettbewerbsbedingungen für moderne Energietechniken.

Der amerikanische Präsident hält jedoch die Idee, das Kohlendioxid einzufangen und es beispielsweise in unterirdische Hohlräume, die durch die Förderung von Erdöl entstanden sind, zu pumpen für erfolgversprechender. Am Freitag kündigte er an, Forschungsprojekte internationaler Erdöl-Konzerne mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag zu fördern. Zusätzliche Mittel für die Markteinführung von Windkraft oder Sonnenenergie hält Bush dagegen für überflüssig, weshalb er einen Förderplan der G 8-Staaten auch ablehnt. Dafür kann die Nasa mit zusätzlichen 120 Millionen Dollar rechnen, um "das wissenschaftliche Verständnis" für den Klimawandel zu erhöhen.

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