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Klimakonferenz: Kyoto-Protokoll angenommen

150 Mitgliedstaaten haben in Montréal das Kyoto-Protokoll angenommen und damit über das Jahr 2012 hinaus verlängert. Zufrieden zeigte sich Umweltminister Gabriel. Deutschland wolle und müsse Vorbild für die Welt sein, sagte Gabriel.

Montréal - Die Weltklimakonferenz in Montréal ist am Samstag erfolgreich zu Ende gegangen. Das Kyoto-Protokoll wurde zum Leben erweckt: Die mehr als 150 Mitgliedstaaten haben das detailreiche Regelwerk samt Kontrollsystem angenommen. Zudem kann der Kyoto- Prozess nun über das Jahr 2012 hinaus weitergehen, denn die Mitgliedstaaten gaben in Montréal den Startschuss für Verhandlungen zu neuen Treibhausgas-Zielen der Industrieländer. Die Diskussionen über die Einbindung von ärmeren Staaten sollen 2006 beginnen. Auch über die Weiterführung der Klimarahmenkonvention von Rio de Janeiro 1992 herrschte Einigung. Bei dieser Konvention sind auch die USA dabei.

«Das war eine der produktivsten UN-Klimakonferenzen jemals», sagte der amtierende Chef des UN-Klimasekretariats, Richard Kinley. Er nannte es einen «historischen Schritt», dass das Kyoto-Protokoll mit all seinen Regeln angenommen wurde. «Es gab Schlüsselentscheidungen auf mehreren Feldern», sagte der Präsident der Klimakonferenz, der kanadische Umweltminister Stéphane Dion. Er verwies zudem darauf, dass das Kyoto-Protokoll selbst verbessert worden sei. Auch Vertreter von Umweltverbänden sprachen von einem Erfolg des Treffens in Kanada.

«Ich glaube, wir haben ein wirklich gutes Ergebnis erreicht», betonte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Die wichtigste Botschaft sei, dass der Klimaschutzprozess vorangetrieben werde. Es werde nun auch beim Emissionshandel bleiben. Mit Blick auf Deutschland sagte er: «Wir wollen und müssen Vorbild sein, als eine der größten Industrienationen in der Welt, wenn wir wollen, dass uns andere folgen.»

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung «Globale Umweltveränderungen» (WBGU) sprach von einem «kleinen Hoffnungsschimmer aus Montréal». Bei der Konferenz sei aber völlig unklar geblieben, ob und wann die USA sich zur Reduktion ihrer Emissionen verpflichten. «Die internationale Staatengemeinschaft sollte sich jedoch nicht durch einzelne Blockierer aufhalten lassen.»

Der Umweltverband WWF, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Umweltorganisation Greenpeace bewerteten die Konferenz als wichtigen Schritt in die richtige Richtung. «Das ist ein Signal der internationalen Staatengemeinschaft, dass sie gemeinsam auch nach 2012 gegen die große Herausforderung Klimawandel etwas unternehmen will», sagte Regine Günther vom WWF.

Nach Ansicht des BUND gleicht das Tempo der Verhandlungen vor dem Hintergrund der immensen Bedrohung durch den Klimawandel aber «eher dem Gang einer lahmen Ente». «Die progressiven Staaten, und allen voran die EU, müssen jetzt dringend einen Gang hoch schalten», forderte Markus Steigenberger vom BUND. Greenpeace-Klimaexpertin Gabriela von Goerne bedauerte, dass sich die Kyoto-Staaten nicht für ein eindeutiges Enddatum der Verhandlungen über ein zukünftiges Klimaschutzregime bis 2008 ausgesprochen hätten. «Aber neben diesen kleinen Wermutstropfen bleibt das Fazit: Die internationale Staatengemeinschaft hat der Klimazerstörung endlich ernsthaft den Kampf angesagt.»

Insgesamt hat die Konferenz mehr als 40 Entscheidungen angenommen. Für die Klimarahmenkonvention wurde in Montréal ein Prozess mit vielen Workshops darüber vereinbart, wie der weltweite Klimaschutz nach dem Jahr 2012 weitergehen kann. Im Gegensatz zum Kyoto-Protokoll sind hier die USA dabei. Konkrete Ziele sind bislang nicht abzusehen. (tso/dpa)

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