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Klimaschutz: Energie sparen, Kohlendioxid einlagern

Wissenschaftler aus Industrie- und Schwellenländern appellieren an den G-8-Gipfel. Längerfristig geht es um den Ersatz fossiler Rohstoffe durch erneuerbare Energien. Offensichtlich halten die Akademien die friedliche Nutzung der Kernenergie für unverzichtbar.

Der Klimawandel ist eine Tatsache. An der Klimaerwärmung ist nicht mehr zu zweifeln. Sie geht vorrangig auf menschliches Handeln zurück. Die Umweltbedingungen auf der Erde werden sich dadurch grundlegend ändern, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird.

Diese Thesen vertreten Wissenschaftler von 13 nationalen Akademien. Sie versuchen, auf die Ergebnisse des G-8-Gipfels in Heiligendamm Einfluss zu nehmen, speziell was den Klimaschutz betrifft. In einer gemeinsamen Stellungnahme appellieren die Wissenschaftler an die Regierungschefs, sich auf Grundsätze für Klimaschutz und weltweite Energieversorgung zu verständigen. Auf dieser Grundlage sollten nationale Innovationsprogramme entwickelt werden.

Die Stellungnahme hat ihr Gewicht nicht zuletzt dadurch, dass sie von den Akademien führender Industrieländer wie auch von den entsprechenden Einrichtungen der wichtigsten Schwellenländer getragen wird. Unterzeichnet haben die Akademien der Vereinigten Staaten, von Kanada, Russland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan, zudem die Akademien aus China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika. Da es in Deutschland noch keine Nationale Akademie gibt, trägt die Leopoldina der Naturforscher in Halle die Stellungnahme mit.

Die G-8-Länder tragen aus Sicht der Akademien spezielle Verantwortung für den gegenwärtig hohen Energieverbrauch und den damit verbundenen Klimawandel. Aber auch jene Länder, die einen hohen Stand der Industrialisierung erstreben oder schon erreicht haben, werden diese Verantwortung in der Zukunft ebenfalls übernehmen müssen.

Der Klimawandel werde die Umweltbedingungen auf der Erde verändern, wenn nicht Gegenmaßnahmen ergriffen werden, sagen die Wissenschaftler. Sie gehen davon aus, dass der Energiebedarf in dem Maße wachsen wird, in dem sich die Wirtschaft weltweit entwickelt und die Menschen danach streben, ihren Lebensstandard weiter zu verbessern.

Bis zum Jahr 2050 dürften neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Der größte Bevölkerungszuwachs werde in den ärmsten Ländern stattfinden. Das erhöhe den Druck, durch Abholzung Land zu gewinnen. Die so entstehenden Probleme seien aber zu bewältigen. Die Wissenschaftler fordern die G-8-Länder auf, das wirtschaftliche und technologische Wissen intensiver als bisher mit den Entwicklungsländern auszutauschen.

Die Akademien bekennen sich zu der These, dass eine globale Erwärmung um zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu erwarten sei. Die damit verbundenen schwerwiegenden Auswirkungen seien eine große Herausforderung, Lösungen nur mit großen finanziellen Anstrengungen für Forschung und Technologie möglich. Im Einzelnen fordern die Akademien, die Regierungschefs sollten Standards für Umweltschutz und Energieverbrauch setzen, die zugleich wirtschaftlich sinnvoll seien.

Da 27 Prozent der Energieproduktion von den privaten Haushalten verbraucht würden, sollte Energie effizienter eingesetzt werden. Die Akademien verweisen auf die schon bekannten Technologien zu besserer Energieausnutzung in den Gebäuden. Dazu gehöre auch verstärkter Einsatz erneuerbarer Energien.

Angesichts der Tatsache, dass es etwa 600 Millionen Autos auf der Welt gebe und dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2020 verdoppeln könne, müsse der Energieeinsatz in Geräten, Motoren und Transportsystemen effizienter werden. Als mögliche Maßnahmen empfehlen die Akademien, innovative Motoren mit geringerem Verbrauch. Wichtig seien auch alternative Treibstoffe und die Entwicklung integrierter Transportsysteme.

Da diese Fragen in engem Zusammenhang mit dem menschlichem Verhalten stünden, komme der Aufklärung der Bevölkerung eine besondere Bedeutung zu. Die Regierungen sollten dafür sorgen, dass das Verständnis für den Klimawandel und den Energieverbrauch verbessert werde. Entscheidend für das Gelingen einer neuen Energie- und Umweltpolitik sei es, auch die Forschung über menschliches Verhalten zu intensivieren.

Es verwundert nicht, dass die Akademien der weltweiten Forschung Priorität einräumen und von den G-8-Staaten erhebliche finanzielle Anstrengungen in der Wissenschaft verlangen. Folgende Forschungsthemen werden besonders herausgestellt: Die Akademien sind überzeugt, dass auch in den nächsten beiden Jahrzehnten bei der Produktion von Elektrizität fossile Brennstoffe dominieren werden.

Daher sei auch die Modernisierung alter Elektrizitätswerke unumgänglich, um den Wirkungsgrad bei der Kohleverstromung zu erhöhen und die Kohlendioxid-Emission zu verringern.

Ebenso sollen saubere Technologien für Kohlekraftwerke, für das Auffangen und Einlagern von Kohlendioxid und für eine Fortentwicklung der Kernspaltung entwickelt werden. Längerfristig geht es um den Ersatz fossiler Rohstoffe durch erneuerbare Energien. Offensichtlich halten die Akademien die friedliche Nutzung der Kernenergie für unverzichtbar. Sie fordern ein Konzept für die nukleare Energie, das den Sicherheitsanforderungen genügt, das Problem der nuklearen Abfälle löst und die Nichtverbreitung von Kernwaffen einschließt.

Schlüsselgebiete der Forschung betreffen auch folgende Themen: eine bessere Lösung bei der Umwandlung von Biomasse in Treibstoff; eine effizientere Energiegewinnung aus Solarzellen, Wind, Biomasse und Erdwärme. Grundlegende Forschung muss auch das gesamte Klimasystem und dessen Verwundbarkeit umfassen.

Uwe Schlicht

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