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Windräder

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Klimawandel: Chancen der Heilung

Im schlimmsten Fall wird die Temperatur auf der Erde bis 2100 um 6,4 Grad steigen. Was kann jetzt noch gegen den Klimawandel getan werden?

POLITIK:

Der Klimawandel ist nicht mehr zu verhindern. Selbst wenn alle CO2Emissionen sofort gestoppt würden, stiege die Temperatur noch um weitere 0,6 Grad, da das Klimasystem nur sehr träge reagiert. Doch zumindest das Ausmaß der Erwärmung lässt sich noch beeinflussen. Dazu wäre es notwendig, dass in diesem Jahr beim Weltklimagipfel auf Bali der Rahmen für ein KyotoFolgeabkommen beschlossen wird. Andernfalls läuft das Protokoll 2012 aus, ohne dass es weltweit koordinierte Klimaschutzbemühungen gibt. Bis 2020 müssten die Emissionen von Treibhausgasen um etwa 30 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden, bis 2050 um mindestens 60, besser um 80 Prozent. Dann könnte die Erwärmung in einem noch beherrschbaren Rahmen gehalten werden.

Damit das möglich wird, muss die Europäische Union (EU) mit einem mutigen neuen Klimaziel vorangehen. Andernfalls werden es die Industriestaaten nicht schaffen, Schwellen- und Entwicklungsländer längerfristig ebenfalls zu einer Begrenzung ihrer Emissionen zu bringen.

Da die USA auf diesem Gebiet trotz der jüngst sichtbaren Veränderungen in der Debatte keine globale Führungsrolle übernehmen werden – zumindest solange George W. Bush noch Präsident ist – bleibt nur die EU. Das bedeutet, dass die Europäer klare Vorgaben bei Gebäudestandards, bei der Energieeffizienz, beim Benzinverbrauch von Fahrzeugen und beim Ausbau der erneuerbaren Energien machen müssen. Nur so können sie den Beweis erbringen, dass Wachstum ohne Klimazerstörung möglich ist.

WIRTSCHAFT: Die Wirtschaft muss die Möglichkeiten zum Energiesparen konsequent nutzen. Das nutzt dem Klima und erhöht nebenbei auch noch ihre Produktivität. Die Energiewirtschaft sollte Abschied von der Stromproduktion in großen Einheiten nehmen. Mit Atom- oder Kohlekraftwerken lässt sich der Klimawandel nicht aufhalten. Der Ausbau der Wind- und Sonnenenergie muss schneller vorangehen. Große Potenziale gibt es auch bei der Energieproduktion mit Biomasse. Die Autoindustrie muss sich von schweren benzinfressenden Limousinen verabschieden. Sie muss entweder ihre großen Autos um ein Vielfaches leichter bauen oder künftig kleinere Fahrzeuge bauen, wenn sich der Benzinverbrauch anders nicht mindern lässt. Wichtig ist, dass die Wirtschaft erkennt, dass sie mit klimafreundlichen Produkten auf lange Sicht viel mehr Geld verdienen kann als mit klimaschädlichen. Anleger werden kein Geld in alte Technologien stecken.

BÜRGER: Jeder Einzelne kann einen Beitrag dazu leisten, den Klimawandel zu bremsen. Das beginnt bei ganz profanen Dingen wie dem Ausschalten von Stand- by-Schaltungen. Wer Fernseher und andere elektrische Geräte richtig ausschaltet, kann nebenbei auch noch Stromkosten sparen. Wer neue Geräte wie einen Herd kauft, sollte unbedingt auf die Energieklassen achten. Geräte, die es nicht auf die Energiesparklasse A bringen, schaden dem Klima und kosten im Betrieb auf Dauer mehr. Ein kleines Auto verbraucht weniger Benzin als ein großes. Und viele Wege lassen sich auch mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen.

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