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Sonnenblumen

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Klimawandel: Glühende Landschaften

Ein UN-Report beschreibt die dramatischen Folgen des Klimawandels. Wie könnte Deutschland 2100 aussehen?

Im UN-Klimareport werden insgesamt sechs Szenarien dargestellt, wie sich die Welt verändern könnte. Das ungünstigste Szenario geht davon aus, dass Weltwirtschaft und Weltbevölkerung schnell wachsen und kaum Anstrengungen zum Klimaschutz unternommen werden. Nach dieser Vorgabe ist mit einer durchschnittlichen Erwärmung von mehr als sechs Grad zu rechnen. Das günstigste Szenario geht davon aus, dass alle Regierungen den Weckruf aus Paris vernommen haben und in den kommenden zehn bis 15 Jahren so umsteuern, dass der Ausstoß von Treibhausgasen von der Mitte des Jahrhunderts an deutlich um mindestens die Hälfte sinkt. Dann könnte der Temperaturanstieg knapp unter zwei Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung gehalten werden. Das Umweltbundesamt hat diese Studien ausgewertet und für Deutschland berechnet, welche Trends sich ableiten lassen.

Den höchsten Temperaturanstieg in Deutschland dürfte danach der Norden erleben, allerdings mit Ausnahme der Küsten. An der Nord- und Ostseeküste sowie in den Mittelgebirgen und im Osten Bayerns dürfte die Erwärmung am geringsten ausfallen. Das wiederum hat für die Niederschläge dramatische Folgen. Im Osten und Nordosten Deutschlands werden vor allem die Sommer sehr trocken werden. Brandenburg, das schon heute Merkmale von Versteppung aufweist, könnte im schlimmsten Fall zur Wüste werden. Dann wächst in Brandenburg, das traditionell auch noch schlechte Böden hat, vermutlich nicht einmal mehr Roggen. Dafür muss sich der Norden im Winter auf mehr und stärkere Regenfälle einrichten – Schnee allerdings dürfte immer seltener werden.

Trockenheit
Trockenperiode in der Lausitz im Jahr 2006: Nach mehreren Wochen ohne Regen waren die Böden von Wind und Sonne ausgetrocknet.

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Mit starken Regenfällen im Sommer muss dagegen im Südwesten Deutschlands, im Voralpenraum und den Alpen gerechnet werden. Die Folgen sind vor allem für die Alpen dramatisch. Durch die Erwärmung schmelzen in den Alpen schon heute die Gletscher in einem hohen Tempo. Gleichzeitig leiden manche Baumbestände unter der Wärme, werden schneller krank und sterben. Die Folgen: Erosion. Unter diesen Bedingungen kann jeder starke Sommerregen das Problem vergrößern und noch mehr Erde von den Bergen schwemmen. Dadurch steigt auch das Risiko von Schlammlawinen und Erdrutschen für Gebirgsdörfer. Zudem könnten Gletscherseen, in denen sich das Schmelzwasser sammelt, bei Starkregenereignissen überlaufen und so ganze Täler mit Hochwasser bedrohen. Da es gleichzeitig im Winter seltener schneit, können die Wasserverluste der schmelzenden Gletscher nicht mehr aufgeholt werden. Langfristig bedeutet das, dass die Flüsse weniger Wasser führen werden. Wo die Trinkwasserversorgung von Flüssen abhängt, könnte es für die Bewohner ungemütlich trocken werden.

Einer der großen Verlierer des Klimawandels wird die Fichte sein. Der bisherige Brotbaum der deutschen Wälder tut sich mit den steigenden Temperaturen besonders schwer. Die Förster müssen sich schon heute Gedanken darüber machen, welche Bäume ihre Nachkommen einmal ernten sollen.

Nicht alle Folgen des Klimawandels sind in Deutschland ausschließlich negativ. Die Winzer freuen sich auf immer bessere Rotweine. Die Burgundersorten, die dafür notwendig sind, wachsen schon heute am Oberrhein und im Kaiserstuhl zum Teil besser als in Frankreich, wo sie herkommen. Dafür wird Deutschland möglicherweise bald keine anständigen Rieslinge mehr produzieren. Für diese Trauben wird es einfach zu warm.

An der Ostseeküste können sich die Tourismusmanager auf mehr Sonnentage freuen. Sie könnte einer der großen Gewinner im Kampf um Urlauber werden. Denn Spanien muss sich auf Wüstenbedingungen gerade im Süden des Landes einrichten. Schon heute sind die Haupttourismuszentren in Spanien sehr wasserarm. Doch mit dem fortschreitenden Klimawandel wird es dort immer weniger Regen geben. Zumal die Wasserversorgung bereits derzeit mit der Verdopplung bis Verdreifachung der Einwohnerzahl in der Hauptsaison leicht überfordert. Da dürften sich in Zukunft die Hotelbettenburgen in Südspanien als Ladenhüter erweisen.

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