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Knappe Mehrheit: Bachelet erste Präsidentin Chiles

Nach Runde zwei der Präsidentenwahlen steht die Sozialistin Michelle Bachelet als erste Staatschefin des südamerikanischen Wirtschafts-Musterlandes Chile fest.

Santiago - Die 54-jährige frühere Kinderärztin erhielt nach Auszählung fast aller Stimmzettel rund 53,5 Prozent. Ihr konservativer Rivale Sebastián Piñera, einer der reichsten Unternehmer Chiles, kam nach Behördenangaben auf rund 46,5 Prozent. Die Nachfolgerin von Ricardo Lagos ist auch die erste gewählte Präsidentin Südamerikas.

In ihrer ersten Rede nach dem Wahlsieg sagte Bachelet, sie wolle mit «neuen Gesichtern» und mit ebenso vielen Frauen wie Männern im Kabinett regieren. Der Wahlausgang sei «ein Sieg Chiles». Sichtlich gerührt sagte sie vor Tausenden jubelnder Menschen vor einem Hotel in Santiago, Chile werde «wieder einmal die Welt beeindrucken». Es könne reicher werden, «ohne die Seele zu verlieren, ohne die Luft, die wir atmen, oder das Wasser, das wir trinken, zu verschmutzen».

Bachelets Mitte-Links-Bündnis «Übereinkunft für die Demokratie» regiert im Andenland seit Ende der Diktatur von General Augusto Pinochet. Die spätere Gesundheits- und Verteidigungs- Ministerin lebte während der Pinochet-Diktatur (1973-1990) in der DDR.

Das chilenische Fernsehen übertrug am Abend (Ortszeit) live ein Telefongespräch zwischen Bachelet und dem scheidenden Präsidenten Lagos. «Das ist ein Sieg aller Chilenen», sagte dabei die künftige Präsidentin, die den friedlichen Verlauf des Urnengangs würdigte. Lagos sprach von einem «großen Tag für Chile». «Mit Dir wird Chile eine große Regierung und eine große Frau haben», sagte Lagos. Bachelet wird ihre vierjährige Amtszeit am 11. März antreten.

Der konservative Oppositionskandidat Piñera, Medienmogul und mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde einer der reichsten Männer Chiles, räumte seine Niederlage ein. «Ich beglückwünsche Frau Bachelet zum Wahlsieg», sagte der 56-jährige Piñera vor Parteifreunden und Anhängern. Er wünschte Bachelet alles Gute.

Anhänger von Bachelets Mitte-Links-Bündnis waren schon nach ersten Teilergebnissen mit Sekt auf die Straßen gegangen, um den Sieg zu feiern. Nach Polizeischätzung versammelten sich allein auf der Hauptstraße Paseo Alameda in Santiago eine halbe Million Menschen.

Bachelet strebt in Chile eine gerechtere Einkommensverteilung an. In ihrer Mitte-Links-Koalition, die seit 15 Jahren regiert, gilt sie als «Linksaußen». Im ersten Wahlgang Mitte Dezember hatte sie mit 46 Prozent etwa 20 Prozentpunkte vor Piñera gelegen, die erforderliche absolute Mehrheit aber verfehlt.

Der Urnengang verlief in den knapp 33 000 Wahllokalen ohne nennenswerte Zwischenfälle. Rund 8,2 Millionen Stimmberechtigte waren zu den Urnen gerufen. Die beiden Kandidaten hatten bereits am frühen Morgen ihre Stimme abgegeben. 20 000 Soldaten und Polizisten waren im Einsatz. (tso/dpa)

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