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Politik: Koalition der Willigen

103 Regierungsdelegationen beraten in Bonn über die Förderung erneuerbarer Energien. Selbst die USA wollen da nicht bremsen

Erneuerbare Energien sind unbegrenzt vorhanden, machen keinen Dreck und schonen das Klima. Trotzdem liegt ihr Anteil an der weltweiten Energieversorgung derzeit nur bei 13,8 Prozent. Das will die erste Weltkonferenz für erneuerbare Energien (Renewables), die an diesem Dienstag in Bonn beginnt, ändern. Vor knapp zwei Jahren beim Weltgipfel in Johannesburg hat Bundeskanzler Gerhard Schröder die Welt eingeladen, den Anteil der erneuerbaren Energien deutlich zu steigern. Immerhin 103 Regierungsdelegationen sind dem Ruf gefolgt. Mehr als 2000 Delegierte wollen vier Tage lang beraten, wie den sauberen Energien – Sonne, Wind, Biomasse, Erdwärme und Wasserkraft – zum Durchbruch verholfen werden kann.

In Johannesburg hatte sich eine „Koalition der Willigen“ gebildet, der sich neben den EU-Staaten auch Länder wie Brasilien, Kongo, Thailand oder Neuseeland anschlossen. Mit ihrem Versuch, im Johannesburg-Aktionsplan verbindliche Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien zu verankern, waren sie gescheitert. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sieht in der Konferenz einen ersten Versuch, der Einstimmigkeitsfalle der UN zu entgehen. Denn hier treffen sich überwiegend Staaten, die tatsächlich etwas tun wollen. Doch dem Dauerkonflikt, wer für eine neue Energiestruktur bezahlen soll, und wer davon profitiert, wird auch die Bonner Konferenz nicht entgehen. Schon bei den fünf Vorbereitungstreffen auf allen Kontinenten traten die Interessengegensätze zu Tage. Dennoch versichert Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne), dass selbst die USA – sonst stets Bremser in der internationalen Umweltpolitik – konstruktive Mitarbeit angekündigt hätten.

Die Voraussetzungen in Industriestaaten und Entwicklungsländern sind völlig unterschiedlich. In Europa oder den USA geht es vor allem darum, den Anbietern sauberen Stroms Zugang zu Märkten und Netzen zu verschaffen. In den Entwicklungsländern geht es darum, rund zwei Milliarden Menschen überhaupt eine Stromversorgung zu ermöglichen. Doch der Aufbau aufwändiger Stromnetze auf dem Lande ist kaum finanzierbar.

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