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Koalition: Rot-Rot-Grün in Thüringen am Montag an einem Tisch

Eine Mehrheit der Thüringer Grünen würde wohl gern in eine Koalition mit Linkspartei und SPD eintreten. Diese Stimmung war beim Kleinen Parteitag unverkennbar, der am Freitagabend in Jena die Aufnahme von Sondierungsverhandlungen beschloss.

Ein junger Delegierter äußerte, alles andere als eine rot-rot- grüne Regierung wäre ein „Verrat“ am eigenen Programm. Ein anderer meinte, man sei doch „für den Wechsel“ gewählt worden. Bei der Landtagwahl war die bis dahin allein regierende CDU auf 31 Prozent abgestürzt.

Trotzdem kann das klare Ergebnis der Grünen-Entscheidung mit nur zwei Gegenstimmen und wenigen Enthaltungen nicht verbergen, dass es weiter Unwägbarkeiten gibt. Die Parteispitze ist nach wie vor zurückhaltend. „Wir wollen jetzt herausfinden, ob wir am Ende in weitere Gespräche gehen können oder nicht“, dämpfte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt die Erwartungen. Am Samstag sagte sie dem Radiosender NDR Info, die Grünen würden „nicht als Feigenblatt für SPD und Linke“ dienen.

Solche Sätze lassen die vom Projekt Rot-Rot-Grün begeisterten Mitglieder hellhörig werden. Will die Parteispitze wirklich eine neue Regierung, fragen sie sich, oder geht sie nur in die Sondierungen, um sich nicht dem Vorwurf der Verweigerung auszusetzen? Aber auch an der Basis gibt es Skeptiker, die in der Tradition der DDR-Bürgerbewegung stehen und nichts mit der früheren SED zu tun haben wollen. Nicht zuletzt verfügen SPD und Linke auch ohne Grüne über eine – wenn auch knappe – Mehrheit. Wie die Einbindung der Grünen auf Augenhöhe funktionieren kann, die Linke und SPD versprechen, soll bereits am Montag besprochen werden. Linken-Spitzenkandidat Bodo Ramelow hofft auf weitere Verhandlungen im Wochenverlauf: „Jetzt muss sich die Geschwindigkeit erhöhen.“

Das größte Problem dürfte die Frage sein, wer die Regierung führt. Ramelow hat seinen Verzicht in Aussicht gestellt. Die SPD beharrt weiter auf ihrem Spitzenkandidaten Christoph Matschie. Mangels belastbarer Fakten schießen die Spekulationen ins Kraut. So wurde bereits Gesine Schwan ins Spiel gebracht, die SPD-Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten, oder eben auch Göring-Eckardt. Der neueste Name lautet Monika Griefahn, die in Niedersachsen Umweltministerin war und jetzt SPD-Kulturpolitikerin im Bundestag ist. „Sie spielte in keiner der Debatten eine Rolle“, sagte allerdings Ramelow auf Nachfrage. Überhaupt lösen die Personalspekulationen bei ihm nur noch Unmut aus. Für ihn sind sie „hanebüchener Unsinn“. Eike Kellermann

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