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Koalition: Wann kommt der Investivlohn?

Union und SPD wollen Kapitalbeteiligungen von Mitarbeitern erleichtern - allerdings ist man über die Dringlichkeit geteilter Meinung. Die Sozialdemokraten wollen zunächst über den Kombilohn sprechen.

Berlin - Die CDU geht davon aus, dass die Bundesregierung "bereits im kommenden Jahr" über eine Beteiligung der Arbeitnehmer an Kapital und Gewinn von Unternehmen reden werde. Die SPD sieht darin zwar einen interessanten Ansatz, will zunächst aber über Mindest- und Kombilöhne sprechen. Auch Wirtschaftsexperten und Gewerkschaften bewerten die Investivlöhne unterschiedlich.

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sagte, er sei optimistisch, dass "wir relativ überschaubar und schnell einen Investivlohn bekommen". Arbeitnehmer sollten ein Angebot erhalten, sich stärker an ihr Unternehmen zu binden und daraus wirtschaftliche Vorteile zu ziehen.

Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) sah andere Prioritäten: "Erstmal geht es um einen gerechten Lohn". Die Koalition müsse in dieser Frage "Schritt für Schritt" vorangehen und zunächst über Mindest- und Kombilöhne sprechen und dann über die betriebliche Altersversorgung. Die Investivlöhne seien aber ein "interessantes Thema", sagte der Vizekanzler.

Auch SPD-Chef Kurt Beck betonte, Investivlöhne müssten mit Regeln für die Alterssicherung und dem Schutz gegen Insolvenz verbunden werden. Die Gewinnbeteiligung könne aber zukünftig "in stärkerem Maße" eine Rolle spielen. "Ich hoffe, dass nach den Signalen, die da aus der Union kommen, wir uns verständigen können", sagte Beck.

Verdi-Chef warnt vor zu hohen Erwartungen

Der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, warnte vor überzogenen Erwartungen an das Konzept der Investivlöhne. Zwar sei Mitarbeiterbeteiligung ein spannendes Thema. Ein Investivlohn müsse aber ergänzend zu den festen, vereinbarten Tariflöhnen gezahlt werden.

"Er darf nicht alternativ zum Lohn gezahlt werden. Sonst bietet er keinen Anreiz für die Beschäftigten, sondern bringt nur mehr Unsicherheit", sagte Bsirske. Zudem sei das Instrument der Mitarbeiterbeteiligung kein Mittel gegen Armutslöhne. "Den freien Fall der Einkommen kann nur ein gesetzlicher Mindestlohn bremsen", sagte der Verdi-Chef.

Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Ulrich Blum, nannte eine Ausweitung von Investivlöhnen dagegen "dringend erforderlich". Durch die Internationalisierung gerieten besonders die Löhne auf einfache Arbeit stärker unter Druck. "Langfristig können nur Erträge aus Kapital dies kompensieren", sagte Blum. Um etwas zu erreichen, müssten Investivlöhne jedoch wesentlich stärker steuerlich begünstigt werden als bislang. Der entscheidende Vorteil für die Betriebe sei, dass die Gewinne über die Mitarbeiterbeteiligung im Unternehmen blieben und investiert werden könnten. (Von Nikolaus Sedelmeier, ddp)

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