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„Arbeit muss sich wieder lohnen“. FDP-Politikerin Koch-Mehrin sucht eine neue Beschäftigung. Foto: dapd

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Politik: Koch-Mehrin verlässt nun doch den Forschungsausschuss

Nach massiver Kritik aus der Wissenschaft wechselt die FDP-Politikerin in ein anderes Gremium des EU-Parlaments

Berlin - Neuer Dämpfer für die Karriere der FDP-Europaabgeordneten Silvana Koch-Mehrin: Nach scharfer Kritik deutscher Wissenschaftsorganisationen zieht sie sich nun auch aus dem Forschungsausschuss des EU-Parlaments zurück. Koch-Mehrin, der Mitte Juni wegen massiver Plagiate der Doktortitel aberkannt worden war, werde in einen anderen Ausschuss wechseln, teilte ein Sprecher der Politikerin am Samstagabend mit.

Zuvor hatte die Allianz der großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland die liberale Abgeordnete zum Verlassen des Forschungsausschusses aufgefordert. Eine Bagatellisierung von Plagiaten in wissenschaftlichen Arbeiten beschädige die Reputation der deutschen Forschung, hieß es zur Begründung.

„Silvana Koch-Mehrin nimmt die Äußerungen der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen sehr ernst“, teilte ihr Sprecher mit. Sie habe die Vorsitzenden der liberalen Fraktion und der FDP im Europaparlament sowie die FDP-Führung darüber informiert, dass sie ihre Ausschusszugehörigkeit im Europäischen Parlament verändern werde.

Bereits im Mai hatte die 40-Jährige wegen der Vorwürfe, sie habe bei der Promotion massiv getäuscht, ihre Posten als Vorsitzende der FDP im Europaparlament und Vizepräsidentin des Europaparlaments niedergelegt. Nach Angaben ihres Sprechers steht noch nicht fest, in welchem Ausschuss sie künftig mitarbeiten wird. Dies werde erst noch in Gesprächen mit der Fraktion geklärt. Sie wolle aber „weiterhin an wirtschaftspolitischen Themen arbeiten“.

Koch-Mehrin war vor zwei Wochen von der Universität Heidelberg der Doktortitel wegen massiver Plagiate aberkannt worden. Nach dem Verlust ihres Doktortitels wurde sie dann überraschend Vollmitglied im Forschungs- und Industrieausschuss des EU-Parlaments. Seit 2009 war sie dort nur stellvertretendes Mitglied gewesen. Koch-Mehrin hatte den Ausschuss-Sitz mit ihrem Parteikollegen Jorgo Chatzimarkakis getauscht, der ebenfalls durch Plagiatsvorwürfe belastet ist.

Die Allianz der großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland erklärte am Samstag: „Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten sind alles andere als ein Kavaliersdelikt. Deshalb hält die Allianz es für nicht akzeptabel, wenn Frau Koch-Mehrin im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments Deutschland vertritt.“ Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Peter Gruss, sprach von einem „verheerenden Signal“.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ist der Zusammenschluss der größten deutschen Forschungsorganisationen. Dazu gehören die Alexander-von- Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Max-Planck-Gesellschaft und der Wissenschaftsrat. dpa

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