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Köhler in Afrika: Zwischen Tradition und Moderne

In Ghana erlebte der Bundespräsident Afrika pur - und zwar in seiner ganzen Widersprüchlichkeit: Zwei Stunden dauerte die farbenprächtige Empfangszeremonie für Horst Köhler im westafrikanischen Küstenstaat.

Kumasi - Die Begrüßung durch den Ashanti-König Nana Osei Tutu II. war von uralten Riten geprägt. Gesänge, Tänze, Buschtrommeln, Helme und Blashörner. Die Würdenträger des hier herrschenden Volkes feierten den Tag des Köhler-Besuchs. Als der König anschließend in seinem zweistöckigen Palast mit Köhler speiste, spielte im Hintergrund eine Kaffeehaus-Combo auf mit europäischer Schlagermusik aus den 60er und 70er Jahren. Die Verbindung von Tradition und Moderne auf Afrikanisch. Das ist auch das Thema dieser dritten Afrika-Reise des Bundespräsidenten.

Der Asantehene - wie der Ashanti-König bezeichnet wird - verkörpert das auch in seiner Person. In Großbritannien ausgebildet, mit Erfahrungen als Geschäftsmann, erläuterte er in kleinem Kreis dem Bundespräsidenten, wie dringend Afrika neue Formen der Entwicklungshilfe benötige. Nicht nur einfach Schulen bauen, sondern auch dafür sorgen, dass sie anschließend Lehrer haben und dauerhaft betrieben werden können. Viele Bauruinen entlang der staubigen Straßen auch in der Millionenstadt Kumasi zeugen von diesem Problem. "Das war absolut nicht Folklore" zeigten sich die Bundestags-Ausschussvorsitzenden Ruprecht Polenz (CDU) und Thilo Hoppe (Grüne) nach dem Gespräch mit dem Ashanti-König beeindruckt.

Köhler will in Dialogen Augenhöhe herstellen

Köhler bewegt sich in Afrika nicht "mit einem Sack voll Geld". Vielmehr will er mit seinen Gesprächspartnern gleiche Augenhöhe herstellen, wie er immer wieder betont. Wie kein anderer Staatsmann in Europa hat Köhler das Schicksal dieses Kontinents zu seinem Thema gemacht. "Unter den Politikern gibt es weltweit wenige Fachleute, die so wie er über die Lage Afrikas informiert sind", sagt etwa Karl-Heinz Böhm. Er engagiert sich mit seiner äußerst erfolgreichen Initiative "Menschen für Menschen" vor allem in Äthiopien und hat Köhler kürzlich als Vermittler im Somalia-Konflikt vorgeschlagen.

Köhler will aber nicht Macher sein, auch wenn den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds erkennbar die Unruhe wegen des langsamen Verlaufs der politischen Veränderungen treibt. "Es geht mir auch um Moral und um ein Welt-Ethos", sagt er inzwischen. "Hier ist ganz langer Atem gefordert." Um welche Zeitspannen es hier geht, konnte Köhler in Kumasi hautnah erleben. Zu hunderten standen die Menschen an den Straßen und winkten ihm zu. Dahinter endlose, staubige Slum-Gegenden unter der tropischen Sonne. (Von Frank Rafalski, dpa)

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