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Kölner CDU: Aufgehängt, abgehängt

Immer jeck: Wie die CDU in der Stadt am Rhein ihren neuen OB-Kandidaten Peter Kurth empfangen hat.

Die Kölner CDU hat den ehemaligen Berliner Finanzsenator Peter Kurth mit 97 Prozent der Stimmen auf einer Mitgliederversammlung zum Oberbürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl am 30. August gewählt. Nach vielen internen Querelen hat Kurth die Partei zur Geschlossenheit aufgerufen und angekündigt, mit dem kölschen Klüngel zu brechen. In der CDU gibt es allerdings nicht nur Begeisterung über den Politik-Import aus Berlin.

Volker Meertz ist auch am Tag noch wütend. „Wir leben doch nicht in Timbuktu“, entfährt es dem Kölner CDU-Geschäftsführer, wenn man mit ihm über die Kurth-Plakate spricht, die von der Stadtverwaltung flachgelegt worden sind. „Das ist ein Rückfall in dunkle Zeiten“, poltert Meertz, wenig später fällt sogar das Wort „Zensur“. Der Christdemokrat ist sauer auf seinen Parteifreund Robert Kilp. Der ist Chef des Ordnungsamts in der Domstadt und hat in dieser Funktion zahlreiche CDU-Plakate mit dem Konterfei Kurths aus dem Verkehr gezogen, weil sich Meertz nicht an Absprachen und Regeln gehalten hat.

Der CDU-Geschäftsführer hatte sich zur entscheidenden Mitgliederversammlung, auf der Kurth zum OB-Kandidaten gewählt werden sollte, einen netten Gag einfallen lassen: Rings um den Veranstaltungssaal hatte er großflächig für Peter Kurth geworben – und damit Kilp auf den Plan gerufen. Der Ordnungsamtschef hat Meertz inzwischen daran erinnert, dass auch die CDU vor längerer Zeit dafür gestimmt hat, Wahlwerbung nur in den sechs Wochen vor dem Urnengang aufzuhängen, und das Plakat für Kurth ist für Kilp eindeutig Wahlwerbung. „Von Zensur kann keine Rede sein“, heißt es auch entschieden aus dem Rathaus. „Es handelt sich eindeutig um nicht genehmigtes Aufhängen von Wahlplakaten.“ Diese kleine Episode zeigt, dass der aus Berlin an den Rhein exportierte CDU-Kandidat noch immer Gefahr läuft, sich in den Fallstricken der Kölner Politik zu verheddern.

Dabei war die Kandidatenkür am Mittwochabend fast perfekt inszeniert. Kurth zog unter den verjazzten Klängen von Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ in den Kölner Gürzenich ein. Noch bevor er seine Rede hielt, jubelten ihm die gebeutelten Christdemokraten zu. Die Partei leidet noch immer an den zahlreichen Affären um ungerechtfertigte Beraterhonorare und dem unfreiwilligen Rückzug ihres amtierenden Oberbürgermeisters Fritz Schramma, der nach dem Einsturz des Archivhauses einen derart überforderten Eindruck machte, dass ihn die eigene Partei zum Amtsverzicht drängte. Anschließend schaffte es die Kölner CDU wochenlang nicht, einen geeigneten Kandidaten zu präsentieren und verschliss in der Öffentlichkeit mehr als zehn Namen – die am Ende alle ablehnten oder für ungeeignet gehalten wurden.

Peter Kurth wusste darum. „Jedes Mitglied unserer Union musste sich zeitweise vorkommen wie in einem schlechten Film“, sagte er und appellierte an die Parteifreunde, jetzt umso entschlossener für den Wahlsieg zu kämpfen. Er erinnerte an seine rheinischen Wurzeln, lobte den FC Köln und freute sich über die Rückkehr von „Prinz Poldi“. Natürlich findet er gute Worte für Fritz Schramma, dennoch verspricht er einen radikalen Bruch und kündigt an, als OB nicht den Aufsichtsratsvorsitz der Messe zu übernehmen. Nur eine Delegierte mokierte sich offen über die Inthronisation des „Manns aus Berlin“ und verspottete das Spektakel als „Prinzenproklamation“. Vielleicht hatte sie schon den Prospekt von Kurth gelesen, in dem ihm ein Fehler unterlaufen ist. Er wirbt dort mit dem Spruch „Hännesje und Handy – für mich kein Widerspruch“. Ihm ist entgangen, dass es in Köln „Hännsche“ heißt.

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