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Politik: Kohl: Eine Schande für unser Land

PARIS (Tsp/rtr).Die schweren Ausschreitungen deutscher Gewalttäter bei der Fußball-WM haben weltweit Wut und Empörung ausgelöst.

PARIS (Tsp/rtr).Die schweren Ausschreitungen deutscher Gewalttäter bei der Fußball-WM haben weltweit Wut und Empörung ausgelöst.Dabei war in der nordfranzösischen Stadt Lens war ein 43 Jahre alter Polizist lebensgefährlich verletzt worden.Bundeskanzler Kohl und Frankreichs Präsident Chirac verurteilten die Krawalle.Kohl sagte: "Das ist eine wirkliche Schande für unser Land." Insgesamt waren 93 deutsche Hooligans festgenommen worden.15 von ihnen waren am Montag noch in Polizeigewahrsam.Unter ihnen befand sich ein 27jähriger Mann aus Hannover, der auf den Polizisten eingetreten haben soll.

Die Mittäter des 27jährigen würden noch gesucht, teilte der Präfekt des Departements Pas-de-Calais, Daniel Cadoux, mit.Nach seinen Angaben war der Zustand des Beamten so kritisch, daß er "im Moment nicht operiert werden kann".

"Unser tiefes Mitgefühl gilt dem schwerverletzten Polizeibeamten und seiner Familie", sagte der Präsident des Deutschen Fußball Bundes (DFB), Egidius Braun.Er hatte einer Dringlichkeitssitzung des WM-Organisationskomitees nur unter Tränen folgen können."Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten am Sonntag gegen Jugoslawien verloren, dafür aber wäre der Polizeibeamte noch gesund", drückte Bundestrainer Vogts die Stimmung im Trainingslager in Nizza aus.DFB-Generalsekretär Schmidt dementierte Gerüchte, nach denen der DFB einen Rückzug seiner Mannschaft von der WM erwogen habe.

Der DFB erhob gleichzeitig schwere Vorwürfe gegen deutsche Sicherheitsbehörden, die auf konkrete Warnungen im Vorfeld nicht reagiert hätten.Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Wilhelm Hennes habe noch am Freitag die zuständigen Polizeistellen vor der Gefahr durch Hooligans gewarnt.Die von der Zentralen Informationsstelle Sport (ZIS), einer Koordinierungsstelle der deutschen Sicherheitsbehörden in Kooperation mit dem DFB und den Bundesligavereinen, stammenden Informationen hätten detaillierte Angaben über Herkunftsorte, Gruppenstärke der Randalierer und mögliche Anfahrtswege enthalten, betonte DFB-Pressechef Wolfgang Niersbach.

Bundesinnenminister Kanther wies die Vorwürfe zurück.Es seien alle Möglichkeiten genutzt worden, sagte Kanther in Bonn.Er begrüße eine schnelle und harte Bestrafung der Täter.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz räumte indessen ein, Hinweise darauf gehabt zu haben, daß Hooligans nach Lens reisen."Wir nehmen so etwas zur Kenntnis und geben es an die zuständigen Stellen weiter", sagte ein Sprecher in Köln.

Der Internationale Fußball-Verband rief nach einer Verschärfung von Gesetzen gegen Gewalttäter.Der Verband wolle die Initiative ergreifen und dazu eine stärkere Zusammenarbeit mit der Politik anstreben, hieß es nach der Krisensitzung zur Sicherheitslage bei der WM.Die Täter hätten keine Verbindung zum Fußball oder irgend einem anderen Sport.

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