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Politik: Kohl will neues Lehrstellenbündnis schmieden

Bundeskanzler fordert Jugend zu mehr Risikobereitschaft und Pioniergeist auf / Dienstleistungskongreß in Berlin BERLIN (alf).Bundeskanzler Helmut Kohl hat am Donnerstag "bis Beginn des nächsten Jahres eine Regelung" angekündigt, mit der alle Jugendlichen bis zum Jahr 2005 einen Ausbildungsplatz bekommen sollen.

Bundeskanzler fordert Jugend zu mehr Risikobereitschaft und Pioniergeist auf / Dienstleistungskongreß in Berlin BERLIN (alf).Bundeskanzler Helmut Kohl hat am Donnerstag "bis Beginn des nächsten Jahres eine Regelung" angekündigt, mit der alle Jugendlichen bis zum Jahr 2005 einen Ausbildungsplatz bekommen sollen.Es dürfe nicht sein, daß "die jungen Leute vor verschlossenen Türen stehen", sagte Kohl in Berlin auf einem Kongreß der Daimler-Benz-Tochter debis.In Bonn hieß es, derzeit liefen Gespräche mit Tarifparteien und Bundesländern über ein Ausbildungsabkommen.Für das laufende Jahr erwartet Kohl eine Wachstumsrate von "von 2,7 oder vielleicht 2,8 Prozent"; bislang war Bonn von 2,5 Prozent ausgegangen.Kohl bedauerte "zutiefst", daß es "für eine Steuerreform in dieser Legislatur keine Chance mehr gibt". -Vor rund 700 Kongreßteilnehmern im Berliner Abgeordnetenhaus sagte Kohl, "wir müssen jetzt handeln, sonst steigen wir ab".Durch das Scheitern der Steuerreform gehe viel Zeit verloren, um "dem Verfall der Steuerbasis entgegenzuwirken" und Investitionen anzulocken.Kohl betonte die wirtschaftliche Bedeutung des "guten sozialen Klimas" in den vergangenen 50 Jahren.In dieser Zeit sei die "vernünftige Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften eine der besten Erfahrungeng gewesen".In den gerade zurückliegenden Jahren "haben wir aber über unsere Verhältnisse gelebt", tadelte Kohl die Tarifparteien.Dagegen lobte der Kanzler die vor gut einem Jahr in Kraft getretene Änderung des Lohnfortzahlungsgesetzes; seitdem gäbe es "eine wahre Gesundheitswelle", die Krankenstände in den Unternehmen gingen deutlich zurück.Zu Pessimismus oder Zukunftsangst gebe es keinen Anlaß, vielmehr "müssen wir den großen Wurf der Geschichte vor uns sehen", nämlich "die Vollendung des Hauses Europa" inklusive Osterweiterung der EU."Es wird eine Erweiterung geben, alles andere wäre eine Schande", meinte Kohl. In Berlin sei bereits "eine Vision Wirklichkeit geworden, Mauer und Stacheldraht verschwunden".Berlin als "eine Stadt im Aufbruch" sei "Synomym für die Entwicklung Deutschlands an der Schwelle zum 21.Jahrhundert".Die Einweihung der debis-Zentrale am heutigen Freitag nannte Kohl "ein gutes Signal auf dem Weg in die Zukunft".Der Daimler-Benz-Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp sagte, "weil wir an Deutschland glauben, weihen wir morgen die debis-Zentrale am Potsdamer Platz ein".debis-Vorstandschef Klaus Mangold kündigte an, das Unternehmen werde in diesem Jahr die Zahl der Arbeitsplätze um rund 2400 auf 13 900 erhöhen.Für die kommenden Jahre erwarte er ein Umsatzwachstum von 15 bis 20 Prozent per anno.Gleichzeitig könnte debis pro Jahr rund 1000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.Mangold, Schrempp und Kohl waren sich in der Einschätzung einig, daß der Dienstleistungsbereich künftig Wachstums- und Beschäftigungsträger sein werde.Dazu sei jedoch unter anderem ein Gründerboom erforderlich.Kohl forderte die Jugend zu risikobereitschaft und "Pioniergeist" auf.Immerhin kämen auf einen Existenzgründer vier Arbeitsplätze.Tugenden wie Höflichkeit, Fleiß und Mitmenschlichkeit müßten ihren "alten Glanz" zurückgewinnen, meinte der Bundeskanzler. Per Videoschaltung war auch der Microsoft Bill Gates auf dem Dienstleistungskongreß präsent.Der angeblich reichste Mann der Welt sagte, für den sich beschleunigenden technischen Fortschritt seien "Investitionen in die Bildung extrem wichtig".Deutschland sei "sicher in einer starken Ausgangsposition aufgrund der traditionell hervorragenden Leistungen im Bildungswesen." Der DGB-Vorsitzende Dieter Schulte kündigte auf dem Kongreß an, die Gewerkschaften würden mit "neuen Formen der Kooperation und der Organisation im Dienstleistungsbereich" auf den Wandel in der Arbeitswelt reagieren.Problematisch sei, daß "sozial ungesicherte Beschäftigungsverhältnisse das klassische Normalarbeitsverhältnis" zunehmend ablösten.

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