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Ingrid Betancourt

© dpa

Kolumbien: Hoffnung für Betancourt

Hoffnung für die schwer kranke Ingrid Betancourt: Kolumbien ist zum Austausch von Geiseln bereit. Der kolumbianische Präsident Alvaro Uribe könnte inhaftierte Rebellen frei lassen.

Von Michael Schmidt

In Kolumbiens Geiselkrise kommt Bewegung. Ingrid Betancourt geht es offenbar zunehmend schlechter, die französische Regierung erhöht den Druck auf die Regierung in Bogotá, und Kolumbiens konservativer Präsident Alvaro Uribe scheint vor diesem Hintergrund eine in dieser Form noch nicht dagewesene Bereitschaft an den Tag zu legen, inhaftierte Rebellen gegen Geiseln der linken Farc-Rebellen auszutauschen. Für Günther Maihold von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik ist das der „Versuch der Regierung, das Heft des Handelns in allen Fragen eines humanitären Abkommens mit der Guerilla wieder stärker selbst in die Hand zu bekommen.“

Nach Angaben der kolumbianischen Tageszeitung „El Tiempo“ vom Freitag unterzeichnete Uribe ein Dekret, in dem er die Bedingungen für einen Austausch nennt. Lateinamerika-Experte Maihold hält das Vorgehen in erster Linie für eine Reaktion auf Berichte über den schlechten Gesundheitszustand der 2002 verschleppten Politikerin Betancourt. Sollte die 46-Jährige, die an Hepatitis B sowie am sogenannten Schwarzen Fieber erkrankt ist, einem von Sandfliegen übertragenen und mit Hautgeschwüren einhergehenden Leiden, in der Geiselhaft sterben, würde, so Maiholds Vermutung, nicht nur das Ansehen der Rebellen noch weiter sinken – auch die Regierung Uribe müsste sich vorwerfen lassen, zu wenig für die Freiheit der Geiseln unternommen zu haben. Dem will der als Hardliner geltende Präsident mit seiner Initiative offenbar zuvorkommen. In dem Dekret stellt er in Aussicht, alle inhaftierten Farc-Kämpfer aus dem Gefängnis zu entlassen. Dazu müssten die Aufständischen aber zuvor ihre Geiseln auf freien Fuß setzen. Zudem müssten die freigelassenen Rebellen dem bewaffneten Kampf abschwören, dann werde die Justiz angewiesen, inhaftierten Rebellen die Strafen zu erlassen und sie zu entlassen. Seit Jahren scheitert ein solcher Austausch an der Forderung der Rebellen nach einer entmilitarisierten Zone im Süden des Landes – und auch am Freitag ließ Präsident Uribe keine Bereitscjaft erkennen, auf diese Forderung einzugehen.

Die damalige Präsidentschaftskandidatin Betancourt wurde vor sechs Jahren im Süden des Landes von Einheiten der marxistischen Rebellengruppe „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) verschleppt. Die Farc sollen etwa 740 Menschen in ihrer Gewalt halten. Etwa 40 von ihnen – Militärs, Polizisten und Politiker – wollen sie gegen 500 inhaftierte Rebellen austauschen.

Unterdessen setzten die Behörden ihre Untersuchung von 30 Kilogramm abgereichertem Uran fort, an dessen Kauf die Farc-Rebellen Interesse gezeigt haben sollen. Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt bei der Urananreicherung und weniger strahlend als Natururan. Es habe weder einen militärischen Nutzen noch sei es wegen seiner geringen Strahlung für den Bau einer „schmutzigen Bombe“ geeignet, sagte der US-Experte für Internationale Sicherheit, John Pike. „Jeder normale Mensch hat in seiner Küche gefährlichere Substanzen“, betonte er.

Die kolumbianische Polizei hatte nach eigenen Angaben auf einem Computer von Farc-Vize Raúl Reyes, der bei dem Bombenangriff auf ein Farc-Lager im Nachbarland Ecuador getötet worden war, Hinweise auf das Uran gefunden. Die Substanz war dann in einem Armenviertel im Süden der Hauptstadt Bogotá sichergestellt worden. Die Farc-Rebellen seien womöglich daran interessiert gewesen, die Charge zu erwerben, um sie an eine ungenannte Regierung weiterzuverkaufen, hatte die Polizei mitgeteilt. (mit dpa)

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