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Politik: Kolumbiens Ureinwohner fürchten Wiederwahl Uribes

Bogotá - Bei Protesten von Indios sind in Kolumbien ein Demonstrant getötet und mindestens 60 weitere verletzt worden. Die tödlichen Schüsse seien von der Polizei abgefeuert worden, teilte die Nationale Organisation der Indios Kolumbiens (Onic) mit.

Von Michael Schmidt

Bogotá - Bei Protesten von Indios sind in Kolumbien ein Demonstrant getötet und mindestens 60 weitere verletzt worden. Die tödlichen Schüsse seien von der Polizei abgefeuert worden, teilte die Nationale Organisation der Indios Kolumbiens (Onic) mit. Die Polizei warf den etwa 15 000 Teilnehmern des Protestmarsches auf der Panamericana in der Provinz Cauca vor, fünf Uniformierte entführt zu haben. Die Proteste richten sich gegen die mögliche Wiederwahl des konservativen Präsidenten Alvaro Uribe in einer Woche am 28. Mai sowie das von seiner Regierung mit den USA ausgehandelte Freihandelsabkommen.

Die USA würden den kolumbianischen Markt künftig mit subventionierten Agrarimporten überfluten und heimische Erzeugnisse verdrängen, fürchten die Bauern. Außerdem wehrten sich die Indios gegen die von Uribes Regierung mit Unterstützung der USA betriebene Vernichtung illegaler Kokafelder. Für viele der Kleinbauern in abgelegenen Regionen stellten die Kokapflanzungen die einzige Einnahmequelle dar. Der Staat kümmere sich weder um Alternativen noch um den Ausbau kaum passierbarer Schotterpisten und die Giftbesprühung der Felder führe dazu, dass auch Nutzpflanzen vernichtet und Trinkwasser verseucht werde, sagte Onic-Generalsekretär Lisardo Domico dem Tagesspiegel.

Zudem richteten sich die Proteste gegen die Unterdrückung der indigenen Zivilbevölkerung in Koka-Anbaugebieten durch rechte Paramilitärs und linke Guerilla-Angehörige. „In den vergangenen fünf Jahren sind durch den bewaffneten Konflikt in Kolumbien allein 200 Indigenas ermordet und 20 000 aus den ländlichen Gebieten in die großen Städte vertrieben worden“, erklärt Lisardo Domico.

In Kolumbien leben seinen Angaben zufolge etwa 900 000 Indigenas, das sind weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Die Verfassung von 1991 billigt ihnen im lateinamerikanischen Vergleich eine ausgesprochen weitgehende Autonomie zu: das Recht auf eine eigene Justizausübung, auf eigenes Territorium, auf die Ausübung einer eigenen, alternativen Medizin, auf eine zweisprachige Erziehung und auf politische Beteiligung. „Das sind sehr wichtige Rechte“, sagt Lisardo Domico, „das Problem ist nur: Der Staat tut nichts, um sie tatsächlich zu realisieren.“

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