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Politik: Kolumnist von "El Mundo" weiteres Opfer der Terrorkampagne gegen Medienvertreter im Baskenland

Die baskische Separatistengruppe Eta macht mit ihrem Kampf gegen die Medien ernst: Am Sonntagmorgen ermordeten die Terroristen einen prominenten Journalisten der großen spanischen Tageszeitung "El Mundo". Das Opfer, der 62-jährige Kolumnist Jose Luis Lopez de la Calle, galt als scharfer Kritiker der Terrororganisation und war in der baskischen Friedensbewegung aktiv.

Die baskische Separatistengruppe Eta macht mit ihrem Kampf gegen die Medien ernst: Am Sonntagmorgen ermordeten die Terroristen einen prominenten Journalisten der großen spanischen Tageszeitung "El Mundo". Das Opfer, der 62-jährige Kolumnist Jose Luis Lopez de la Calle, galt als scharfer Kritiker der Terrororganisation und war in der baskischen Friedensbewegung aktiv. Alle großen Parteien verurteilten das Attentat als Anschlag auf die Demokratie und Pressefreiheit. Im ganzen Land fanden Proteste gegen den Terror statt.

Die Mörder erwarteten Lopez de la Calle vor seinem Haus in dem kleinen baskischen Städtchen Andoain in der Nähe San Sebastians. Der Journalist kam gerade vom Zeitungskiosk zurück, an dem er sich die übliche Frühstückslektüre gekauft hatte. Zum Lesen kam er nicht mehr, die Täter richteten ihn regelrecht hin: Ein Schuss in die Schläfe, einer in den Nacken. Zwei weitere Kugeln jagten sie ihm in den Brustkorb. Wenige Minuten später war der Mann, der für den Frieden im Baskenland eingetreten war, tot. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.

Lopez wusste, dass er auf der Todesliste der Eta stand. Er hatte, wie auch viele seiner Kollegen, die über den Baskenkonflikt berichten, Morddrohungen erhalten. Vor zwei Monaten waren Brandsätze in seine Wohnung geflogen. Der Berichterstatter, einer der Mitbegründer der baskischen Friedensgruppe "Forum von Ermua", ließ sich davon nicht einschüchtern. Er prangerte weiter in seinen Meinungskolumnen den "faschistischen" Terror der Eta an, mit dem die Separatisten die Demokratie und Freiheit aushebeln wollten. "Ich werde weiterarbeiten", verkündete Lopez noch einige Wochen vor seiner Ermordung. "Die Freiheit ist in Gefahr, ihr können wir uns nicht verweigern. Erst recht nicht jene, die schon mehr als 40 Jahre verbracht haben, um für die Freiheit zu kämpfen." Lopez war im Widerstand gegen das Franco-Regime aktiv, das 1975 zusammenbrach. Unter Franco saß er fünf Jahre im Gefängnis. Der Journalist war Mitglied der Kommunistischen Partei und Gründungsmitglied der spanischen Arbeitergewerkschaft.

Dem Mordanschlag auf Lopez waren zwei gescheiterte Bombenattentate gegen Journalisten vorausgegangen. Am 25. April hatte die Eta eine Paketbombe an den stellvertretenden Chefredakteur der Tageszeitung "La Razon", Jesus Maria Zuloaga, geschickt. Am 25. Februar erhielt Spaniens prominenter Radio-Talkmaster Carlos Herrera einen Sprengsatz zugesandt. Die Polizei konnte die beiden Dynamitpäckchen rechtzeitig entschärfen. Zudem flogen Motolow-Cocktails in die Wohnungen und Autos der Baskenland-Berichterstatter fast aller großen Tageszeitungen.

Die Terrorkampagne gegen Journalisten begann nach der Aufkündigung des Waffenstillstandes durch die Eta im Dezember 1999. Die Terroristen machen die Medien dafür verantwortlich, dass ihr "Friedensplan", durch Verhandlungen und politischen Druck die Unabhängigkeit des Baskenlandes zu erreichen, gescheitert ist. Nun soll die Abspaltung des Baskenlandes von Spanien herbeigebombt werden. Seit Ende der Feuerpause wurden vier Menschen umgebracht: der Militäroffizier Blanco, der baskische Sozialistenführer Buesa sowie sein Leibwächter und jetzt Lopez. In den jüngsten Eta-Pamphleten wurde mehrfach zur Hatz auf Journalisten aufgerufen. "Die Medien sind im Baskenkonflikt nicht neutral", behaupten die Terroristen. Die Berichterstatter sollten deshalb "den gleichen Druck verspüren wie die verantwortlichen Politiker der Unterdrückung im Baskenland".

Ralph Schulze

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