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Kommentar: Maden in Germany: Nazis im Osten

Mit Braunem gefüllte Maden haben sich klammheimlich in den real nicht blühenden Landschaften des Ostens festgesaugt. Michael Jürgs freut sich über die Ausnahme Brandenburg.

Noch immer ist nicht alles entdeckt, was vor und während der Einheit unter den Teppich gekehrt wurde. Das freut die vierte Gewalt. Bekanntlich versuchte mancher, seine Vergangenheit zu begraben. Doch anders als beim Pflaster, wo unter Steinen die Fantasie erblüht, roch es unterm Teppich stets vergänglich. Inzwischen hat der gewaltige Löcher, aus diesen kriechen Maden in Germany. Die letzte geplatzte Made heißt Kurras, Schießprügler der Stasi, der einst im trüben Teich der Frontstadtpolizei schwamm und sich seit 1967 im Biotop der Knüppel-Frei-Männerbünde sicher wähnte.

Mit Braunem gefüllte Maden haben sich klammheimlich in den real nicht blühenden Landschaften des Ostens festgesaugt. Lange wurden sie totgeschwiegen. Aber seit nicht nur die Schlägerbanden, sondern auch die netten Nazis von nebenan in ihrer Einfältigkeit vorgeführt werden, seit demokratische Patrioten mobil gemacht haben, stinken viele Dumpfbacken vermehrt unter sich statt die Luft zu verpesten. Besiegt sind sie zwar noch lange nicht, aber da sie selbst in ihrer Hochburg Königsstein in der Sächsischen Schweiz bei den Kommunalwahlen von 22,7 Prozent auf 8,9 Prozent gesunken sind, wohnt diesem Anfang doch ein ganz gewisser Zauber inne.

Bekanntlich hat auch im normalen Alltag keinen Geschmack, wer bei Wahlen die Liste der Nazis ankreuzt. Noch wählen zu viele dumme Kälber ihre Metzger selbst. Brandenburg immerhin hat in überparteilicher Einigkeit von konservativ bis links, in einer Großartigen Koalition der Aufrechten viele Metzger auf anständige Weise allein dadurch geschlachtet, dass die Bürgerwehr jede rechtsradikale Demo mit einer demokratischen konterte. Und stets waren sie dabei in der Mehrheit. Das machte Mut. Die gängige Parole lautete, denen nicht die Straßenhoheit zu überlassen. Für Siegesfeiern ist es leider zu früh, aber weil die DVU im einst als Schlagtotzone Ost berüchtigten Brandenburg auf 1,6 Prozent reduziert wurde, kommt doch Freude auf: Bravo Brüder und Schwestern, ihr seid das Volk, die anderen sind nur völkisch.

In angrenzenden neuen Ländern jedoch sind die Maden nachhaltig fett. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern. Da wäre ein Ministerpräsident hilfreich, der patriotische Leidenschaft wecken könnte anstatt das Unrecht der einst herrschenden Genossen unter den Teppich zu kehren. Der Sozialdemokrat Sellering ist eingewandert aus dem Westen. Für Brandt-Enkel dieser Art kann man also nicht die Ossis verantwortlich machen.

Michael Jürgs und Angela Elis mokieren sich hier im Wechsel über Ost und West.

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