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Kommunistische Parteien: Wende und Wendungen

Legendär und lächerlich waren die Durchhalteparolen der SED kurz vor der Wende. Doch wie erging es den kommunistischen Parteien in anderen osteuropäischen Ländern? Tagesspiegel-Korrespondenten berichten aus sieben Ländern.

Von Matthias Schlegel

Die Durchhalteparolen der SED-Oberen im Krisenjahr 1989 sind legendär. „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“, zitiert SED-Chef Erich Honecker noch im Sommer August Bebel und macht sich nur noch lächerlich. Seit Jahren weht der Wind der Veränderung aus dem Osten, doch die SED ist halsstarrig und zeigt sich zunächst unfähig, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Zwei Monate später wird Honecker von seinem eigenen Politbüro in den Ruhestand geschickt.

Als Egon Krenz ihn am 18. Oktober an der Spitze beerbt, glauben viele in der Partei noch an einen Befreiungsschlag. Krenz selbst spricht von einer Wende, meint wohl Reformen und hat doch nur die Machtsicherung der SED im Sinn. Das Volk auf den Straßen lässt sich mit solchen halbgaren Versprechungen nicht mehr abspeisen und will die Sache lieber selbst in die Hand nehmen. Krenz ist, noch ehe er sich eingearbeitet hat, schon wieder ein Auslaufmodell. Die SED versucht die Wende dann selbst – wandelt sich Mitte Dezember zunächst zur SED-PDS, im Februar 1990 legt sie den belasteten Namensteil ganz ab. Die Vereinigung mit der WASG und die Umbenennung in „Die Linke“ im Jahr 2007 ist der vorläufige Kulminationspunkt in dem Bestreben, die Vergangenheit ad acta zu legen und sich im System der demokratischen Parteien zu etablieren.

Diese Abläufe in Deutschland sind bekannt. Doch wie es den kommunistischen Parteien in den anderen osteuropäischen Ländern erging, die unter dem Druck der Ereignisse zum Teil viel früher als die SED ihren Führungsanspruch aufgeben mussten, ist weithin unbeachtet geblieben. Unter Preisgabe alter ideologischer Dogmen haben manche versucht, sich ein sozialdemokratisches Mäntelchen umzuhängen und mischen politisch bis heute kräftig mit. Andere dümpeln als Vereine betonköpfiger Ideologen in der Bedeutungslosigkeit vor sich hin. Während die meisten Protagonisten aus den unabhängigen Bürgerrechts- und Oppositionsbewegungen, die die Diktaturen gestürzt haben, in der Versenkung verschwunden sind, scheint das für die Reformer in den kommunistischen Parteien nicht zu gelten: Etliche von ihnen sind dafür, dass sie damals beherzt ihre Chance ergriffen, später mit Regierungs- oder Präsidentenposten belohnt worden. Tagesspiegel-Korrespondenten beschreiben die Wandlungen von kommunistischen Parteien in sieben Ländern. 

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