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Konflikt: Abchasien schottet sich gegen Georgien ab

Die Grenze zwischen der abtrünnigen Region und Georgien ist von den Separatisten am Dienstag geschlossen worden. Damit sind neue Spannungen im Verhältnis zu Russland zu erwarten. Beide Länder standen bereits mehrmals vor einem militärischen Konflikt.

Die abtrünnige Region Abchasien hat ihre Grenze zur Kaukasusrepublik Georgien geschlossen und wirft Tiflis "Terrorismus" vor. Sergej Bagapsch, "Präsident" Abchasiens, bezieht sich auf mehrere Sprengstoffanschläge in den vergangenen Tagen: Am Sonntag zündeten im Schwarzmeerkurort Gagra zwei Bomben, zwei weitere detonierten am Montag im Zentrum Suchumis, Abchasiens Hauptstadt. Zwölf Menschen wurden insgesamt verletzt, unter ihnen zwei Kinder und ein russischer Tourist. Abchasien hat sich 1993 von Georgien losgesagt. Nach den Anschlägen haben die Separatisten seit diesem Dienstag die Grenze zwischen Georgien und Abchasien wieder geschlossen wie zu Zeiten des Bürgerkriegs Anfang der 90er Jahre.

Damit sind neue Spannungen im Verhältnis zu Russland, der halb offiziellen Schutzmacht Abchasiens, zu erwarten. Seit in Georgien die Rosenrevolution von 2003 den proamerikanischen Michail Saakaschwili an die Macht brachte, standen beide Länder mehrmals kurz vor einem militärischen Konflikt. Neben Georgiens geplantem Nato-Beitritt geht es dabei unter anderem um Südossetien und Abchasien, auf die die Zentralregierung in Tiflis seit Ende der Sowjetunion 1991 kaum mehr Einfluss hat. Beide Regionen werden von prorussischen Separatisten regiert, bis zu 80 Prozent der Bewohner haben inzwischen einen russischen Pass.

Ihren Höhepunkt erreichten die Spannungen im April, als Putin besondere Beziehungen Russlands zu Abchasien ankündigte, was auf eine Anerkennung von dessen Unabhängigkeit hinausläuft. Kurz darauf verstärkte Moskau die Präsenz seiner Blauhelme im Krisengebiet. Offiziell handelt es sich dabei um eine Friedensmission der UdSSR-Nachfolgegemeinschaft GUS zur Einhaltung des Waffenstillstands, den Tiflis und die Separatisten 1994 aushandelten.

Georgien sieht die russischen Soldaten als Besatzungstruppen, wiederholte Bitten, diese durch eine neutrale, internationale Truppe zu ersetzen, lehnen Nato und EU mit Rücksicht auf Russland ab. Daran scheiterte bisher auch ein konkreter Termin für Georgiens Nato-Beitrittsverhandlungen. Nun will Tiflis die anderen prowestlichen Ex-Sowjetrepubliken - die Ukraine, Aserbaidschan und Moldawien um Hilfe bitten.

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