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Klare Botschaft. In Seoul gehen Demonstranten gegen Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un auf die Straße.

© REUTERS

Update

Konflikt mit Nordkorea: Obama bezweifelt, dass Nordkorea zu Atomangriff fähig wäre

Nach Protesten in Seoul verschärft Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un seine Drohungen: Er warnt vor einem Angriff ohne Vorwarnung.

Nordkorea hat seine Drohungen an Südkorea verschärft, nachdem sich in den vergangenen Tagen die Lage auf der koreanischen Halbinsel entspannt zu haben schien. Stein des Anstoßes war eine Protestveranstaltung in Seouls Stadtzentrum am Montag, bei der vereinzelte Demonstranten Bilder der verstorbenen nordkoreanischen Machthaber Kim Il Sung und Kim Jong Il verbrannten. Die Bilderverbrennung fand an Nordkoreas höchstem Feiertag, dem Tag der Sonne, statt. Nordkoreas Militärführung stellte daraufhin Südkorea ein Ultimatum, sich für die „abscheulichen und unverzeihlichen“ Taten zu entschuldigen, sonst werde Pjöngjang Südkoreas Provokationen ohne Vorankündigung mit einem Vergeltungsschlag beantworten.

Nordkorea hatte seit Tagen gedroht, eine oder mehrere Raketen abzufeuern in zeitlicher Nähe zum Tag der Sonne, an dem der Geburtstag des nordkoreanischen Staatsgründers Kim Il Sung gefeiert wird. Indessen hatte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Geheimdienstinformationen berichtet, dass es seit Ende vergangener Woche keine Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Raketenstart gebe. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye Nordkorea ein Gesprächsangebot gemacht, das Nordkorea allerdings am Wochenende ablehnte.

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel wird auch das Gipfeltreffen zwischen Südkoreas Präsidentin Park und US-Präsident Barack Obama am 7. Mai in Washington D.C. bestimmen. In einer offiziellen Erklärung des Weißen Hauses hieß es, ein wichtiges Thema bei Parks erstem Besuch in den USA sei „die weitere Zusammenarbeit zur atomaren Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel und die Antwort auf die nordkoreanische Bedrohung“. Ein Sprecher des südkoreanischen Außenministeriums stellte allerdings am Dienstag klar, dass die USA im Moment keine Absicht haben, einen Sondergesandten nach Nordkorea zu schicken. Nach dem Besuch von US-Außenminister John Kerry in Seoul am vergangenen Freitag hatte es in Südkorea Spekulationen über mögliche Gespräche zwischen den USA und Nordkorea gegeben.

Obama bezweifelt, dass Nordkorea derzeit zu einem atomaren Angriff fähig wäre. Nach „aktuellen geheimdienstlichen Erkenntnissen“ sei das Land nicht in der Lage, eine Rakete mit einem atomaren Sprengkopf zu bestücken, sagte Obama in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview mit dem Fernsehsender NBC. Die USA bereiteten ihre Abwehrsysteme aber „auf alle Eventualitäten“ vor. Er hoffe zwar, dass Nordkorea bald verbal abrüste und wieder diplomatische Kanäle nutze, sagte Obama. Zunächst seien jedoch „weitere provokative Vorgänge“ zu erwarten.

Derweil bat eine Gruppe südkoreanischer Geschäftsmänner um Nordkoreas Erlaubnis, den Kaesong-Industriekomplex an diesem Mittwoch besuchen zu dürfen. Die Anfrage der Gruppe blieb bisher unbeantwortet. Die Geschäftsmänner warten in der südkoreanischen Grenzstadt Paju auf ihre Einreiseerlaubnis. Nordkorea hatte am 3. April den Zugang zu der Sonderwirtschaftszone abgeschnitten. Seit dem Abzug der rund 53000 nordkoreanischen Arbeiter am 8.April stehen in Kaesong die Maschinen still, was die 123 in Kaesong produzierenden südkoreanischen Firmen finanziell unter Druck setzt. Trotz des Stillstands in den Produktionsanlagen halten sich immer noch rund 200 Südkoreaner im Kaesong-Industriekomplex auf.

Südkoreas Regierung äußert sich seit Tagen besorgt über den Verbleib südkoreanischer Staatsbürger in Kaesong, da theoretisch die Möglichkeit besteht, dass sie von Nordkorea als Geiseln genommen werden. Das verbleibende südkoreanische Personal äußerte allerdings den Wunsch, in dem Gewerbepark auszuharren, bis die Nahrungsmittel ausgehen. Die Weigerung, den Industriekomplex zu verlassen, hängt damit zusammen, dass in Südkorea viele Beobachter vermuten, man wolle nicht die gleichen Fehler begehen wie bei der Schließung des Urlaubsresorts im nordkoreanischen Kumgang-Gebirge. Im Sommer 2008 hatte Südkorea sämtliche Mitarbeiter aus der von Hyundai Asan betriebenen Ferienanlage abgezogen, nachdem eine südkoreanische Touristin von nordkoreanischen Soldaten in der Nähe der Anlage erschossen worden war. Damals sah es nach einer vorübergehenden Schließung der Anlage aus, doch der Ferienkomplex wurde bis heute nicht wieder eröffnet, da Nordkorea den Zugang verweigert. Beobachter vermuten, dass Kaesong ein ähnliches Schicksal ereilen könnte, wenn das komplette südkoreanische Personal abgezogen wird. (mit AFP)

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