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Politik: Konfrontation erwünscht

Rumsfeld hält wenig von Deutschlands Position. In München trifft er sich nur mit Struck allein

Der Falke kommt in den Schlag der friedliebenden Tauben. Dementsprechend groß ist dort die Aufregung. Kein Auftritt eines US-Verteidigungsministers bei der Münchener Konferenz für Sicherheitspolitik (früher mal Wehrkundetagung genannt) hat in den vergangenen Jahren so viel Aufmerksamkeit erfahren, wie diesmal der von Donald Rumsfeld. Zum einen, weil die Vorbereitungen der USA für einen Irak-Krieg auf Hochtouren laufen. Zum anderen, weil dem 70-Jährigen ein besonderer Ruf vorauseilt: der des scharfzüngigen, zuweilen auch rüde wirkenden Polarisierers. Viele Beobachter glauben sogar, für Rumsfeld sei die Konfrontation mit seinen Gegnern geradezu ein Lebenselixier.

Dass Deutschland und die Bundesregierung zu seinen Lieblingsgegnern zählen, daran hat der ehemalige Marine-Kampfpilot in den vergangenen Monaten keinen Zweifel gelassen. Für ihn ist der einstige treue Verbündete zu einem ernsthaften Problem geworden. Vor gut zwei Wochen kanzelte er Berlin und Paris wegen ihrer mangelnden Unterstützung der amerikanischen Irak-Politik als „altes Europa“ ab. Gerade mal drei Tage ist es her, dass der Chef des Pentagons Deutschlands „Nichtstun“ mit dem Libyens und Kubas verglich. Auf dem Weg nach München betonte Rumsfeld zwar, er habe mit diesem Vergleich niemanden kränken wollen. Wer das behaupte, unterstelle ihm mutwillig etwas Falsches. Doch dass er Schröder und dessen Kabinettskollegen mit seinen Worten wieder mal schwer getroffen hat, daran zweifelt keiner.

Trotz der transatlantischen Missstimmung ist zumindest ein bilaterales Gespräch zwischen Rumsfeld und einem deutschen Minister in München geplant. Der Amerikaner wird sich mit seinem Amtskollegen Peter Struck zu einem Vier-Augen-Gespräch am Samstagabend treffen. Dabei will Struck Rumsfeld nach dessen Libyen-Vergleich „die Meinung sagen“, erklärte der deutsche Minister am Freitagabend. Ein Treffen Rumsfelds mit Außenminister Joschka Fischer, der am Samstagmorgen als erster vor den 250 Teilnehmern der Münchener Konferenz sprechen wird, ist allerdings nicht vorgesehen.

Vielleicht liegt das daran, dass Rumsfeld der friedlichen Beilegung des Irak–Konflikts nach eigenem Bekunden keine Chance mehr einräumt. Die internationale Gemeinschaft habe in den vergangenen zwölf Jahren „enorme Anstrengungen“ in der Diplomatie unternommen. Doch die Bemühungen seien gescheitert, sagte er am Freitag in Rom. Nicht wenige Beobachter denken, dass der US-Verteidigungsminister nie wirklich ernsthaft an diese Möglichkeit glaubte.

Diplomatie passt ohnehin nicht zum Naturell des Mannes, den Freunde „Rummy“ nennen. Er gilt als Hardliner im Kabinett von George W. Bush, als einer, der auch mal seine eigenen Leute mit groben Worten anrempelt. Hohe Offiziere fühlen sich sogar teilweise von wichtigen Entscheidungen des Ministers ausgeschlossen. Ein selbstherrlicher Mensch, der kein Pardon kennt? Am Sonntag können sich die Deutschen selbst ein Bild von Rumsfeld machen. 15 Minuten lang, in der ARD bei „Sabine Christiansen“.

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