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Kongo-Einsatz: Feuerprobe für Eufor-Soldaten

Die EU-Soldaten im Kongo haben erstmals in die Kämpfe in Kinhsasa eingegriffen. Unterstützt von einer spanischen Eingreiftruppe brachten UN-Panzer westliche Botschafter aus der Privatresidenz von Vize-Präsident Jean-Pierre Bemba in Sicherheit.

Kinshasa - Rund 150 Mann einer spanischen Eingreiftruppe hätten mit einem Dutzend gepanzerten Fahrzeugen Stellung in der Haupstadt bezogen, sagte Eufor-Sprecher Thierry Fusalba. Unterstützt von den EU-Soldaten brachten UN-Panzer ein Dutzend Botschafter aus der Privatresidenz von Vize-Präsident Jean-Pierre Bemba in Sicherheit. Die Diplomaten steckten mehrere Stunden in dem Anwesen des kongolesischen Präsidentschaftskandidatens fest, als dieses vermutlich von Angehörigen der Garde von Präsident Joseph Kabila mit schwerem Geschütz beschossen wurde.

Angesichts der schweren Kämpfe hatte die UN-Mission in der Demokratischen Republik Kongo (Monuc) nach Eufor-Angaben die Unterstützung von EU-Soldaten angefordert. Ein Konvoi von UN-Panzern evakuierte die Diplomaten schließlich aus Bembas Anwesen am Ufer des Kongo-Flusses und brachte sie in das Monuc-Hauptquartier. Von der Rettungsaktion betroffen waren unter anderen auch die Chefs der Botschaften der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Südafrikas sowie von Verantwortlichen der Monuc, der EU und der Afrikanischen Union.

Unter schwerem Beschuss

Die Botschafter der Mitgliedstaaten des Internationalen Komitees zur Begleitung des politischen Übergangs im Kongo (CIAT) waren nach Angaben der Monuc mit Bemba zu einem "Arbeitstreffen" verabredet, als das Gefecht ausbrach. Ein Diplomat berichtete, die Residenz habe eine gute halbe Stunde lang unter schwerem Beschuss gestanden, "wahrscheinlich von Flakgeschützen, Raketenwerfern und schweren Maschinengewehren". Bembas privater Helikopter sei zerstört worden und die Botschafter hätten im Keller des Gebäudes Zuflucht gesucht. Bemba selbst wurde nicht von den Blauhelmen aus seinem Anwesen gebracht, wie der militärische Sprecher der Monuc, Hans Reichen, sagte.

Die Lage entspannte sich laut Eufor-Sprecher Fusalba im Laufe des Abends. "Die Schießerei hörte auf, dann zogen sich beide Parteien schrittweise zurück." Die EU-Truppen würden dennoch weiter auf ihrem Posten bleiben. Die Monuc teilte mit, UN-Soldaten würden weiter Bembas Residenz schützen.

Angehörige der Präsidentengarde Kabilas seien für den Angriff verantwortlich, sagte ein westlicher Armeeoffizier. Der kongolesische Informationsminister Henri Mova Sakanyi machte hingegen Bembas Anhänger für die Kämpfe verantwortlich. "Alles hat mit der Verschleppung zweier Mitglieder der Republikanischen Garde auf das Gelände der Privatresidenz von Bemba angefangen", sagte Mova.

Stichwahl zwischen Kabila und Bemba

Schon am Sonntagabend nach Verkündung des vorläufigen Ergebnisses der ersten Runde der Präsidentschaftswahl gab es in mehreren Stadtteilen Kinshasas Schießereien, bei denen mindestens fünf Menschen getötet wurden. Im Rennen um die Präsidentschaft muss sich Amtsinhaber Kabila in einer Stichwahl dem früheren Rebellenführer Bemba stellen. Kabila verfehlte mit 44,81 Prozent der Stimmen in der ersten Wahlrunde vor drei Wochen die absolute Mehrheit. Sein Vize Bemba landete mit 20,03 Prozent auf dem zweiten Platz.

Der Eufor gehören 2.000 Soldaten aus EU-Ländern an, unter ihnen knapp 800 Soldaten der Bundeswehr. Ziel der auf vier Monate begrenzten Mission ist es, die Wahlen und den Übergang zur Demokratie zu sichern. (tso/AFP)

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