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Kongo: Hin und wieder eine Morddrohung

Deutsche Soldaten sollen im Rahmen der EU-Mission Eufor für einen friedlichen Ablauf der Wahlen im Kongo sorgen. Viele sehen den Einsatz skeptisch. Was passiert, wenn ein Wahlverlierer gewaltsam versucht, seine Macht zu retten?

Kinshasa - Olivgrüne Container stehen nach Art eines römischen Kastells im Quadrat. Dazwischen sind rund 50 deutsche Soldaten angetreten zum Empfang von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), der sich in Kongos Hauptstadt Kinshasa ein Bild von den Vorbereitungen für den deutschen Beitrag zur EU-Friedensmission Eufor machen will. Die Container und Zelte verlieren sich etwas auf dem Riesengelände des heruntergekommenen Luftwaffenstützpunkts Ndolo. Im Hintergrund rosten Flugzeugwracks vor sich hin; etwas abseits in einem alten Flugzeughangar ist das Lazarett eingerichtet.

"Wir haben einen klaren Auftrag und den werden wir in vier Monaten bewältigen", tritt Jung Befürchtungen vieler Soldaten entgegen, der Kongo könnte wie andere Friedensmissionen zur unendlichen Geschichte werden. Es gehe für die Eufor nicht um die Stabilisierung des Landes - darum kümmert sich die UN-Friedenstruppe Monuc - sondern nur darum, "für einen friedlichen Ablauf der Wahlen sorgen", die am 30. Juli mit der ersten Runde beginnen. Zuvor hatte Jung unter anderem im Gespräch mit dem Präsidenten der unabhängigen Wahlkommission Kongos die Neutralität und Unparteilichkeit der Eufor-Soldaten hervorgehoben und die große Bedeutung der Friedensmission für die Zukunft des trotz seiner viele Rohstoffe verarmten Riesenlandes unterstrichen.

280 deutsche Soldaten sollen hier in Ndolo rechtzeitig vor dem Wahltermin untergebracht sein - noch wohnt der Voraustrupp im Grand Hotel der chaotischen Acht-Millionen-Metropole Kinshasa. Am Montagmorgen waren nur 33 Bundeswehr-Soldaten im Kongo, als Jung am späten Nachmittag in Ndolo eintrifft, sind es immerhin bereits 54, das Hauptkontingent soll zwischen dem 10. und 18. Juli folgen. Dazu kommen Belgier, Polen und vor allem Franzosen, die neben den Deutschen die meisten Soldaten stellen. Noch wird das Eingangstor in Ndolo allerdings allein von kongolesischem Militär kontrolliert. 2000 Mann soll die Eufor-Truppe insgesamt stark sein; darunter sind 780 Deutsche, das Gros von ihnen im nahegelegenen Gabun, wo eine Reserve- und Logistikbasis aufgebaut wird.

Jung muss sich Beschwerden über die Ausrüstung anhören

Jung wirft in Ndolo einen Blick in die frisch aufgebauten, klimatisierten Zelte, darin Feldbetten mit Moskitonetzen. Ein paar Schritte weiter in der Feldkantine stellt sich der Minister dann dem Gespräch. "Ist die Ausrüstung in Ordnung?", fragt er scheinbar unverfänglich - und muss sich einiges anhören. Mal wurden Soldaten versehentlich mit dicken Winterschlafsäcken in die Tropen geschickt, andere schimpfen über die Stiefel, die nichts taugen würden, weswegen sie sich privat andere gekauft hätten. "Soll ich Ihnen mal die Stiefel zeigen, die ich als Soldat noch anhatte", nimmt Jung die Sache mit Humor.

Mehrere Soldaten sehen den Einsatz skeptisch. Viele Kongolesen würden zwar freundlich mit den Deutschen plaudern, wenn diese durch die Stadt fahren, heißt es, doch ein Soldat erzählt: "Wir kriegen auch die eine oder andere Morddrohung am Straßenrand." Die Euphorie erscheint eher gedämpft. "Wir haben hier nun einmal einen Job zu erledigen", sagt ein Unteroffizier. Eine Offizierin fragt sich, ob wohl eine Ablösung bereit stehen würde, wenn es nach vier Monaten doch im Kongo weitergeht. Viele sind unsicher, was passiert, wenn ein Wahlverlierer gewaltsam versucht, seine Macht zu retten. Vor allem Polen und Spanier sollen dann gemeinsam mit den Franzosen massiver auftreten. Schutzschilde und gepanzerte Fahrzeuge stehen bereit.

"Kritischer Zeitpunkt ist nach den Wahlen"

Die Deutschen, die unter anderem eine Hubschrauberstaffel stellen, würden sich unter anderem um Evakuierungen kümmern, ob nur von europäischen Wahlhelfern oder auch von bedrohten kongolesischen Politikern bleibt offen. Kampfhandlungen schließt Jung ausdrücklich nicht aus. Eine deutsche Fallschirmjägereinheit wird als Reserve in Gabun stationiert. In Kinshasa heißt erst einmal der Auftrag: "Sichtbar in Erscheinung treten", zum Beispiel auf Erkundungsfahrten. "Ruhig, aber nicht stabil" ist derzeit die offizielle Lageeinschätzung. "Der kritische Zeitpunkt ist nach den Wahlen", sagt Jung. (Von Benno König, AFP)

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