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Kongos Bodenschätze: Reichtum und Fluch

Lubumbashi, die Hauptstadt der Rohstoff-Provinz Katanga, ist für kongolesische Verhältnisse eine relativ reiche Stadt. Die Region im Südosten Kongos verfügt über beachtliche Rohstoffvorkommen, vor allem Kupfer und Kobalt.

Lubumbashi, die Hauptstadt der Rohstoff-Provinz Katanga, ist für kongolesische Verhältnisse eine relativ reiche Stadt. Die Region im Südosten Kongos verfügt über beachtliche Rohstoffvorkommen, vor allem Kupfer und Kobalt. Die Hauptstadt besitzt nicht nur große Backsteinkirchen und eine Synagoge, sondern auch einen modernen Schnellimbiss mit Plastikpalmen vor der Tür, der sich KFC nennt, «Katanga Fried Chicken». Ein riesiger Schuttberg am Stadtrand ist ein Hinweis darauf, womit man in Katanga Geld machen kann.

Vom Reichtum des Bodens hat die Bevölkerung allerdings nicht viel. Im Gegenteil: Überall dort, wo es Rohstoffe gibt, schwelt der Konflikt ungeachtet des Friedensabkommens weiter. Zahlreiche Milizen bekämpfen sich gegenseitig. Führende Politiker in Kinshasa haben nach Ansicht von Beobachtern ein Interesse an der unsicheren Lage. Durch windige Geschäfte mit ausländischen Unternehmen können sie ungehindert in die eigenen Taschen wirtschaften.

Der Bericht einer parlamentarischen Kommission über den illegalen Handel mit Konzessionen wurde bis heute nicht veröffentlicht. Der Verfasser hat indessen mehrere Morddrohungen erhalten. Das amerikanische Bergbau-Unternehmen Phelps Dodge etwa hat im August 2005 die Rechte zum Abbau der größten bislang unberührten Kupferreserven in Katanga erworben. Ihr Wert wird auf etwa 90 Milliarden Dollar geschätzt. Für die Konzession wurden offiziell gerade mal 15 Millionen Dollar bezahlt. Beobachter gehen davon aus, dass die Familie um Präsident Joseph Kabila an diesem Handel gut mitverdient hat.

Kupfer und Kobalt wurden zu Zeiten des Diktators Mobutu Sese Seko von der staatlichen Minengesellschaft Gécamines abgebaut. Das Unternehmen hatte 33 000 Beschäftigte und produzierte mehr als 400 000 Tonnen pro Jahr. Heute ist der Unternehmenssitz in Lubumbashi heruntergekommen. Das Rohmaterial wird von ausländischen Unternehmen abgebaut und zur Veredelung ins benachbarte Sambia gebracht. Der kongolesische Staat erhält dafür weder Steuern noch Zölle.

zweitreichste Goldreserven Afrikas

In den anderen östlichen Provinzen sieht es ähnlich aus. In Nord- und Südkivu werden vor allem die wertvollen Erze Coltan und Kassiterit abgebaut, die nach Ruanda exportiert werden, ohne dass es in offiziellen Statistiken auftaucht. Ituri, das noch weiter nördlich liegt, verfügt über die zweitreichsten Goldreserven Afrikas. Einer der größten Profiteure ist das Nachbarland Uganda, das seinen Einfluss in der Region durch die Bewaffnung von Milizen steuert.

Neben den großen internationalen Bergbaugesellschaften wie Anglogold, Anvil und De Beers sind auch chinesische Unternehmen stark an den Rohstoffen im Kongo interessiert. «Internationale Kriterien wie staatliche Ordnung, gute Regierungsführung und Beachtung der Menschenrechte fallen für China bei der Verfolgung von Wirtschaftsinteressen nicht ins Gewicht», meint Albrecht Conze, Vizedirektor für politische Angelegenheiten der UN-Mission im Kongo. «Das Bodenschatzproblem muss dringend gelöst werden, anders ist Kongo nicht in den Griff zu bekommen.» (Von Ulrike Koltermann, dpa)

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