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Tory-Parteitag - David Cameron

© dpa

Konservativen-Parteitag: Tory-Chef Cameron schwört Briten auf harte Zeiten ein

Oppositionschef David Cameron präsentiert sich als verantwortungsvoller Politiker – und sichert der Regierung in der Finanzkrise Unterstützung zu.

Diesmal stellte sich Tory-Chef David Cameron bei seiner Parteitagsrede in Birmingham hinters Rednerpult. Vor einem Jahr noch war er ohne Manuskript wie ein Erweckungsprediger auf der Bühne auf- und abgewandert. Nur durch die Gewalt seiner Rede brachte er seine Partei aus den Untiefen der Umfragen auf Erfolgskurs gegen Labour-Chef Gordon Brown.

Nun, mitten in der Finanzkrise, musste der 42-jährige Kandidat für das Amt des Premiers staatsmännische Führungsqualität demonstrieren. „Das ist nicht die Zeit für einen Novizen“, hatte Gordon Brown ihm auf dem Labourparteitag zugerufen – vielleicht der erfolgreichste Spruch in Browns langer Karriere. Fast ein Jahr lang lag Labour in Umfragen dramatisch hinter den Tories. Browns Führungsposition stand auf der Kippe. Nun profitiert der Premier von der Krise. 43 Prozent der Briten setzen auf sein Krisenmanagement – nur 33 Prozent halten Cameron für besser geeignet. „Wir brauchen nicht Erfahrung, sondern Charakter und Urteilskraft“, hielt Cameron dagegen und machte den Premier für die dramatischen Auswirkungen der Finanzkrise in Großbritannien mit verantwortlich. „Wenn wir die Wahl gewinnen, werden wir ein riesiges Defizit und ein wirtschaftliches Fiasko erben. Wir müssen schwierige und unpopuläre Entscheidungen treffen. Das weiß ich. Ich bin dazu bereit.“

Einst wie Blair, jetzt wie Churchill

Über Nacht hat die Finanzkrise das Koordinatensystem der politischen Auseinandersetzung verändert. Cameron präsentierte sich bisher als Optimist im Stile Tony Blairs, versprach den Abbau staatlicher Einmischung, Selbstbestimmung, deutete sogar Steuersenkungen an. In Birmingham wollte er den „Pakt der Tories mir Großbritanniens Wählern besiegeln“. Nun gab er sich wie ein Churchill und prognostizierte harte Zeiten und schwere Entscheidungen.

Vor dem Konferenzzentrum demonstrierten Finanzarbeiter der Gewerkschaft „Unite“, die sich mit Bowler-Hüten und Schweinemasken als Kapitalisten verkleidet hatten. „Die Tories sind untrennbar mit der City und der Hochfinanz verbunden“, warnte Gewerkschaftsboss Derek Simpson. Im „Guardian“ platzierte „Unite“ eine Anzeige mit der Überschrift „Cameron – schleimig und verfilzt“. „Fast das ganze Land fordert eine schärfere Regulierung der City. Aber die Tories schweigen dazu“, sagte Simpson.

Am Dienstag unterbrach Cameron entschlossen die Parteitagstagesordnung für eine Dringlichkeitserklärung und präsentierte sich als verantwortungsvoller Krisenpolitiker. Es dürfe in Großbritannien nicht zu solchen politischen Rangeleien kommen wie in den USA. Deshalb werde er mit der Regierung in der Krise zusammenarbeiten und sie bei schwierigen Entscheidungen unterstützen. „Der Tag der Abrechnung wird kommen. Aber nicht jetzt. Heute müssen wir alles tun, um die Stabilität des Systems zu schützen, von dem alles abhängt – Jobs, Ersparnisse, Renten und Hypotheken“, sagte Cameron. Kommentatoren lobten den Auftritt. Cameron habe sich eines Tony Blair würdig erwiesen, als Politiker, der die Stimmung im Volk genau versteht.

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