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Kopenhagen: USA sehen sich als Vermittler beim Klima

Beim Klimagipfel in Kopenhagen sehen sich die Vereinigten Staaten nicht als Bremser, sie wollen Vermittler sein. US-Präsident Barack Obama hat mit Merkel, Brown und Sarkozy telefoniert und so Erwartungen an eine Vermittlerrolle der USA geweckt.

In Europa betrachten viele Amerika als ein Hindernis bei der Klimakonferenz in Kopenhagen. Gang anders in den USA. Die sehen sich selbst als Vermittler und in der gewohnten Rolle als ordnende Weltmacht. Präsident Barack Obama hat „in den jüngsten Tagen“ Kanzlerin Angela Merkel, den britischen Premier Gordon Brown, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sowie Regierungschefs von Ländern wie Äthiopien und Bangladesh angerufen, um Wege aus der Blockade zu sondieren, sagte sein Sprecher Robert Gibbs. Es sei um ein „operational agreement“ gegangen: eine Vereinbarung, wie man vorgehen wolle, um eine umsetzbare Einigung zu erzielen – also nicht um rechtliche bindende Obergrenzen für Emissionen.

Amerika begleitet die Klimakonferenz anders als Europa. Die USA gelten hier nicht als Bremser, sondern als Moderator zwischen Europa und den von einer Erderwärmung bedrohten Entwicklungsländern, die auf eine verbindliche Reduzierung der Treibhausgase drängen, sowie Schwellenländern wie China und Indien, die sich Auflagen entziehen wollen. Anhand von Graphiken rechnen US-Medien immer wieder vor, dass der überwältigende Anstieg an Emissionen in den kommenden Jahrzehnten nicht aus den Industrie-, sondern den Schwellenländern kommen werde. Deshalb seien Abkommen zu verbindlichen Obergrenzen, die diese Länder aussparen, sinnlos. Die Hauptkritik in den USA richtet sich gegen China, das zwar eine graduelle Verringerung seines CO-2 Ausstoßes verspreche, aber eine verlässliche internationale Überwachung ablehne.

Obamas Reise nach Kopenhagen am Freitag wird in Amerika zwiespältig betrachtet. Progressive Medien, die den Klimaschutz wichtig nehmen, erwarten, dass Obama am Schlusstag der Konferenz einen Kompromiss vermittelt und einmal mehr Amerikas Rolle als globale Ordnungsmacht bestätigt. Konservative Medien kritisieren, er solle sich lieber in den USA um die innenpolitischen Probleme kümmern. In den Medien ist Klimaschutz in diesen Tagen ein nachrangiges Thema. Vorrang haben die Arbeitslosigkeit, die Gesundheitsreform, das Budgetdefizit sowie das Hochsicherheitsgefängnis Thomson in Obamas Heimatstaat Illinois, in das Guantanamo-Häftlinge demnächst verlegt werden sollen, um das umstrittene Gefangenenlager auf Kuba zu schließen.

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