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Politik: Kopflos in die Niederlage

Den US-Demokraten fehlen Konzept und Führungsfigur

In einer der vielen Kommentatoren-Runden fand ein prominenter linker Demokrat das passende Bild zur Niederlage seiner Partei. Statt langwierige Erläuterungen zu geben, griff sich Bill Press einen bereitstehenden Mülleimer und stülpte ihn sich über den Kopf. Weitere Kommentare überflüssig.

Kopflosigkeit ist das Hauptproblem der Demokraten. Ohne Durchschlagskraft bei ihren Themen hätten sie dringend konsensfähige Figuren gebraucht. Doch die Partei hat praktisch keine Führung. Walter Mondale, Vize- Präsident unter Jimmy Carter und im Senats-Wahlkampf kurzfristig für einen verunglückten Parteifreund eingesprungen, verdeutlicht die Krise der Carter- und Clinton-Partei. Paul Wellstone, der Verunglückte, war einer der unabhängigsten und profiliertesten Linksliberalen in Washington gewesen. Sein Bundesstaat Minnesota, von skandinavischen und deutschen Einwanderern geprägt, gilt als freisinnig und reformerisch. Doch Mondale schaffte es, innerhalb weniger Tage seinen ursprünglichen Vorsprung zu verspielen. Minnesota schickt nun einen Republikaner in den Senat.

Mondale steht für die Vergangenheit der Demokraten; Zukunfts-Kandidaten erging es aber nicht besser. Kathleen Kennedy-Townsend, die älteste Tochter des 1968 ermordeten Ex-Justizministers und aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten Robert Kennedy, verlor die Gouverneurswahl in Maryland. Es war das erste Mal, dass ein Kennedy Gouverneur werden wollte. Kennedy-Townsend war bereits seit 1994 Vize-Gouverneurin. Eine Kennedy-Premiere war nicht nur das Amt, das sie anstrebte, sondern auch ihre inhaltliche Positionierung. Sie war weit in die Mitte gerückt, hatte traditionelle Themen der Kennedys – und der Demokraten – weniger betont. Stattdessen hatte sie versucht, sich mit „Themen der Mitte“ – wie einem entschiedenen Kampf gegen das Verbrechen – einen Namen zu machen. Es reichte nicht. Der größte Sieger bei den Demokraten dürfte deshalb Gray Davis sein, der wieder gewählte Gouverneur von Kalifornien.

Auf Bundesebene aber bleiben die Demokraten eine Partei, die noch immer nach einem Erben des früheren Präsidenten Bill Clinton sucht. Auch und gerade für die Präsidentschaftswahl 2004.

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