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Die Zeitschrift "Emma" bildete die Ministeriumsmitarbeiterinnen mit Kopftuch zunächst unverpixelt ab.

© /Emma

Kopftücher: Visitenkarte im Iran

Deutsche Teilnehmerinnen einer Iran-Reise werden in einer Broschüre der Außenhandelskammer mit Kopftuch abgebildet. Ist das ein Zeichen des Respekts oder einfach nur naiv?

Das Wirtschaftsministerium in Sachsen und die Zeitschrift „Emma“ regen sich mächtig auf. „Emma“ findet es empörend, dass deutsche Teilnehmerinnen einer Iran-Reise, die zu einer Wirtschaftsdelegation aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gehören, in einer Broschüre der Außenhandelskammer (AHK) in ihrer Mehrzahl mit Fotos abgebildet sind, auf denen sie ein Kopftuch tragen. Vier Frauen hatten nach „Emma“-Informationen Fotos eingereicht, die sie unverschleiert zeigen. Das sächsische Wirtschaftsministerium wiederum regt sich darüber auf, dass die „Gesichtszüge der Mitarbeiterinnen des Ministeriums“ nicht „unkenntlich“ gemacht worden seien. „Emma“ hatte die Fotos der verschleierten Abteilungsleiterinnen ostdeutscher Ministerien zunächst unverpixelt gezeigt.

Ein klein wenig ärgert sich das Wirtschaftsministerium auch darüber, dass nicht alle Frauen verschleiert zu sehen sind. In einer Pressemitteilung heißt es: „Die Außenhandelskammer beabsichtigte generell die für Visaerteilung angefertigten Fotografien mit Kopftuch zu verwenden. Durch eine technische Panne der AHK in Teheran kam es bei einigen Teilnehmerinnen zu einer Verwendung alter Passbilder.“

„Emma“ zitiert eine namenlose „Macherin“ einer Online-Kampagne der Homepage „My Stealthy Freedom“ mit einer wütenden Anklage. „Emma“ zitiert folgendermaßen: „Wie konnten die Teilnehmerinnen der Wirtschaftsdelegation, die doch sehen müssen, wie Millionen iranische Frauen gegen diese diskriminierende Gesetzgebung protestieren, davon ausgehen, dass ihr Verhalten respektvoll ist?“

Im Iran müssen sich auch Ausländerinnen an die Bekleidungsvorschriften der islamischen Revolution von 1979 halten. Die AHK hat etwas viel des Guten getan. Aber ein Hinweis auf die „Islamisierung“ Deutschlands ist das wohl eher nicht. Eher eine fast schon rührende Unbedarftheit von Wirtschaftsförderern aus der Provinz in der großen globalen Welt da draußen.

Die Redaktion von „Emma“ zieht ihre eigene Schlussfolgerung: „Sie hinterlassen eine Visitenkarte, auf der steht: Mit der Zwangsverschleierung haben wir kein Problem! Nicht auf dem Papier – und auch nicht im echten Leben.“

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