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Politik: Kosovo-Diplomaten treten auf der Stelle

BRÜSSEL/BONN/BELGRAD (Tsp).Eine baldige Lösung des Kosovo-Kriegs rückte am Freitag wieder ferner.

BRÜSSEL/BONN/BELGRAD (Tsp).Eine baldige Lösung des Kosovo-Kriegs rückte am Freitag wieder ferner.Die Forderungen der jeweiligen Kriegsparteien standen sich unvereinbar gegenüber.Die Nato will die Bombardierung Jugoslawiens so lange fortsetzen, bis Belgrad die Kernforderungen der Allianz - darunter die Einstellung der Gewalt und Unterdrückung im Kosovo - annimmt.Die jugoslawische Regierung dagegen betonte am Freitag, daß die Einstellung der Nato-Luftangriffe Bedingung für eine politische Lösung der Kosovo-Krise sei.Damit eine politische Lösung entwickelt und erreicht werden könne, müßten die Luftangriffe und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit sofort aufhörten, erklärte der Sprecher des jugoslawischen Außenministeriums, Vujovic in Belgrad.

Es gebe keinerlei Änderung der bisherigen Nato-Strategie, sagte Nato-Sprecher Shea am Freitag in Brüssel: "Wir brauchen von Milosevic die Annahme der fünf Bedingungen.Solange gehen die Militäroperationen weiter." Er nahm damit zu Gerüchten Stellung, wonach die Allianz ein Ende der Luftangriffe erwäge.Kein Land der Allianz habe ein Ende der Bombardements gefordert.

19 Menschen sind am Freitag nach Belgrader Angaben bei Nato-Luftangriffen auf das Gefängnis in der Kosovo-Ortschaft Istok getötet worden.Die Nato bestätigte am Nachmittag, daß sie die Ortschaft Istok angegriffen habe.Ziel sei ein "Sicherheitskomplex" gewesen.

Derweil kommen die diplomatischen Bemühungen um eine Lösung des Kosovo-Konflikts nicht voran.So trennten sich in Moskau in der Nacht der russische Jugoslawien-Beauftragte Tschernomyrdin, der finnische Präsident Ahtisaari und der amerikanische Vizeaußenminister Talbott nach mehrstündigen Verhandlungen ergebnislos und vereinbarten, sich in der kommenden Woche erneut zu treffen.Der russische Jugoslawien-Sonderbeauftragte Tschernomyrdin sagte ein geplantes Treffen mit dem Balkan-Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen, Bildt, ab.In Bonn feilten Vertreter der sieben führenden westlichen Industriestaaten und Rußlands (G-8) weiter am Text einer geplanten UN-Resolution.Ein Abschluß wurde nicht erwartet.

Nach Angaben des Berner Außenministeriums ging beim Beschuß eines Treibstofflagers in Belgrad eine große Fensterscheibe in der Residenz der Schweizer Botschaft zu Bruch, als dort gerade ein Empfang stattfand.Bundesaußenminister Fischer forderte eine Überprüfung der Zielplanung der Nato: "Wir haben dringenden Gesprächsbedarf", sagte er bei einem Treffen mit seinem Schweizer Amtskollegen Deiss in Bonn.

Unterdessen haben sich die Spannungen zwischen der Teilrepublik Montenegro und der Zentralgewalt in Belgrad weiter verschärft.Der westlich orientierte montenegrinische Präsident Djukanovic sagte der Führung in Belgrad in einer Erklärung ein "klägliches Ende" voraus.Teilen der jugoslawischen Armee warf er vor, in Montenegro putschen zu wollen.In Serbien forderten Bewohner der Stadt Cacak Milosevic auf, den Krieg zu beenden.

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