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Irak

© dpa

Kosten für Irak-Krieg: 400 Millionen Dollar pro Tag

Am Geld allein kann es nicht gelegen haben, dass dieser Krieg noch immer nicht siegreich beendet ist. Zum fünften Jahrestag der Invasion im Irak lassen sich die Kosten für die USA längst nicht mehr in Milliarden bemessen.

Auf bis zu drei Billionen Dollar (zwei Billionen Euro) veranschlagen Ökonomen die gesamten Kosten der USA für das ambitionierte Demokratieexperiment im Irak - und weil sich der Sieg eben nicht kaufen lässt, werden es täglich mehr. Über 400 Millionen Dollar pro Tag kostet der Einsatz derzeit, schätzen die Haushaltsexperten im US-Kongress, das sind knapp 5000 Dollar pro Sekunde. Während die US-Wirtschaft in Richtung Rezession schlittert, verschlingt der Einsatz im Irak riesige Summen.

Washingtons Irrglaube, im Irak einen billigen Blitzkrieg führen zu können, reiht sich ein in die lange Kette aus politischen und militärischen Fehlkalkulationen, die dem Kriegsbeginn am 20. März 2003 vorausgegangen waren. Etwa 50 Milliarden Dollar werde der Krieg gegen Saddam Hussein kosten, hieß es damals im Weißen Haus, das sei der Preis der Freiheit. In der Euphorie der Planungsphase, in der Präsident George W. Bushs Außenpolitiker eine demokratische Neugestaltung des Nahen Osten erträumten, hielt niemand für möglich, was schließlich eintrat: Der Einsatz im Irak ist inzwischen nach Vietnam der zweitlängste Krieg der US-Geschichte und nach dem Zweiten Weltkrieg inflationsbereinigt auch der zweitteuerste.

Stiglitz: Bush-Regierung verschleierte Kosten

"Man kann nicht drei Billionen Dollar für einen Krieg im Ausland ausgeben, ohne die Folgen im Inland zu spüren", urteilte der Starökonom Joseph Stiglitz bei einer Anhörung vor dem Wirtschaftsausschuss im US-Kongress. Der Nobelpreisträger hat in jahrelanger Arbeit die "wahren Kosten" des Krieges errechnet. Sein Resümee: Die Regierung Bush täuschte die Öffentlichkeit über die volkswirtschaftliche Tragweite der Kriegsausgaben und ihre Folgen für die Zukunft. Nicht in den offiziellen Zahlen enthalten seien etwa Versehrtenrenten für Veteranen, Hinterbliebenenrenten, die Abnutzung von Armeematerial und makroökonomische Kosten wie etwa die Auswirkung der Lage im Irak auf die Ölpreise.

Das US-Verteidigungsministerium veranschlagt die militärischen Kosten bis Ende 2007 auf 406 Milliarden Dollar. Stiglitz beziffert die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten hingegen auf drei Billionen Dollar. Der Wirtschaftsausschuss im Kongress errechnete in einem Gutachten mit engeren Kriterien 1,3 Billionen Dollar an "direkten Kosten". Für die US-Demokraten sind die Zahlen Munition im Kampf um die Präsidentschaft: Sie wollen das Geld lieber in Bildung, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur stecken. "Wenn wir weiter Riesensummen im Irak ausgeben, fehlt uns das Geld für dringend benötigte Projekte im Inland", klagt der demokratische Senator Charles Schumer.

"Kredite sind einzige Form der Finanzierung"

Ökonomen sorgen sich nicht nur um die Kosten des Einsatzes, sondern auch die Art seiner Finanzierung. "Wir erleben eine Entwicklung, wie wir sie nie zuvor in der Kriegsgeschichte der USA gesehen haben", warnt Robert Hormats, Vizepräsident der New Yorker Investmentbank Goldman Sachs, in einem Memo für den Kongress in Washington. Bislang hätten die USA ihre Kriege durch Steuererhöhungen, Ausgabenkürzungen und Kredite finanziert. "Jetzt sind Kredite die einzige Form der Finanzierung, erstmals wurden während eines Kriegs sogar die Steuern gesenkt."

Die Folge: Die US-Bürger bekommen die enormen Kosten zunächst einmal nicht am eigenen Leib zu spüren, sie werden auf die nächsten Generationen abgewälzt. Hormats verdächtigt die US-Regierung der Verschleierung. Die Finanzierung auf Pump habe es "den Amerikanern erleichtert, die Kosten des Kriegs zu akzeptieren, weil keine Steuern erhöht wurden und wirtschaftliche Unannehmlichkeiten ausblieben." Stiglitz sieht ernste Probleme am Horizont: "Durch die Schuldentilgung wird der Lebensstandard der Amerikaner langsamer wachsen."

Peter Wütherich[AFP]

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