zum Hauptinhalt
Groß, größer, am größten: Die Krankenhäuser in Deutschland halten zu viele Betten vor, sagt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).

© Imago

Krankenhäuser: Zu wenige Kranke für zu viele Betten?

Rund 500.000 Betten gibt es in deutschen Krankenhäusern. Zu viele, findet der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Seine Reformpläne finden aber nicht überall ein positives Echo.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will die Zahl der Krankenhausbetten in Deutschland verringern und Kliniken künftig stärker nach Qualität bezahlen. Die durchschnittliche Auslastung der Kliniken liege trotz steigender Patientenzahlen inzwischen nur noch bei 77 Prozent, sagte Gröhe am Mittwochabend bei einem Empfang der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) in Berlin. Im Jahresdurchschnitt stünden von den rund 500.000 Betten mehr als 110.000 leer. "Wir müssen uns deshalb fragen, ob wir diese hohe Zahl der Betten wirklich brauchen, um den Sicherstellungsauftrag zu erfüllen", sagte er. Abhängig von Regionen könne der Abbau von Klinikbetten oder die Umwandlung einzelner Bereiche der sinnvollere Weg sein.

Gröhe bekräftigte zudem das Ziel der Koalition, durch Zu- und Abschläge besonders gut erbrachte Leistungen angemessen zu bezahlen und so Qualität zu fördern. Die geplante Krankenhausreform, zu der in Kürze eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe eingesetzt werden soll, müsse zugleich die gesamten Strukturen überprüfen. Der hohe Anstieg an medizinischen Eingriffen etwa lasse sich nicht allein mit dem demografischen Wandel und dem medizinischen Fortschritt erklären, gab der Minister zu bedenken. Fest stehe: "Ein ausschließliches Aufstocken der Mittel bringt den Krankenhäusern langfristig nichts." Dies sei auch mit Blick auf die Belastungsgrenzen der Beitragszahler keine Lösung. Die Länder forderte er auf, ihren Investitionspflichten nachzukommen.

CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn sagte: "Wir wollen die flächendeckende Versorgung, aber das bedeutet nicht, dass jedes Krankenhaus vor Ort alles anbieten muss." Die Krankenkassen forderten eine grundlegende Strukturreform, wie ihr Verbandssprecher Florian Lanz deutlich machte. Der Chef der Barmer GEK, Christoph Straub, sagte, der Plan, überflüssige Krankenhausbetten abzubauen, gehe in die richtige Richtung. DKG-Präsident Alfred Dänzer beklagte eine einseitige, auf die Kliniken bezogene Qualitätsdiskussion. Auch sei die Finanzierung zu gering, insbesondere in der Notfallmedizin, die 40 Prozent aller Klinikfälle umfasse. Eine Umfrage der DKG hatte Ende vergangenen Jahres ergeben, dass jede zweite Klinik Verluste schreibt. Betroffen sind vor allem die Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft.

Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Pflegemanagement, Peter Bechtel, hingegen sagte, von Montag bis Freitag seien in den Kliniken häufig Belegungen von 100 Prozent und mehr zu verzeichnen.
Daher sei ein Bettenabbau nicht der richtige Weg. "Jede Regierung in den vergangenen Jahrzehnten hat versucht, Krankenhausbetten abzubauen, um die schwierige Finanzsituation der Kliniken zu verbessern - ohne spürbaren Erfolg," erklärte Bechtel. Die Zahl der Betten habe in den vergangenen Jahren nicht merklich abgenommen. (rtr/dpa/epd)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false