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Politik: Krawall im Gepäck

Im schwarzen Block von Rostock waren nicht nur Deutsche, sondern auch viele Ausländer. Aus welchen Ländern stammen diese linksautonomen Gewalttäter?

International war der Protest gegen den G-8-Gipfel in Rostock allemal: Hamburger Hausbesetzer standen in einer Reihe mit italienischen Anarchisten, Autonome aus Berlin liefen gemeinsam mit schwedischen Linksradikalen durch die Innenstadt. Man kannte sich – und das, obwohl die Polizei den schwarzen Block auf mehr als 3000 Personen stark schätzt.

Immer wieder hatten sich Militante auch mit Palästinensertüchern vermummt. Der schwarz-weiße Schal ist unter deutschen Autonomen aus „historischer Verantwortung gegenüber Israel“ schon seit Jahren verpönt; in Rostock wurde das Tuch deshalb vor allem von Demonstranten aus Südeuropa getragen. „Knapp 1000 Genossen aus dem Ausland waren am Sonnabend dabei“, sagt ein Berliner Autonomer. Besonders Linksradikale aus Spanien, Griechenland und Italien wagten sich, mit Steinen bewaffnet, bis zu 15 Meter an die behelmten Polizisten heran. „Deutsche haben inzwischen zu viel Angst vor den Konsequenzen“, sagt der 29-jährige Militante aus Berlin. In Griechenland hingegen gebe es trotz harter Strafen ein anderes Protestgehabe: Der Einsatz von Molotowcocktails ist zum Beispiel keine Seltenheit.

Auch in Italien ist gewalttätiger Widerstand gerade in den Städten im Norden verbreiteter als in Deutschland. Beim G-8-Gipfel im norditalienischen Genua 2001 wurde dabei ein Demonstrant von der Polizei mit einem Kopfschuss getötet. Seitdem gilt der jüngere Teil der italienischen autonomen Szene als besonders kampferprobt. Die reisefreudigen Italiener bezeichnen sich oft selbst als „Disobbedienti“ – die „Ungehorsamem“ –, stammen aus dem Umfeld der zahlreichen „sozialen Zentren“ in ehemals besetzten Häusern.

Verstärkung bekamen die deutschen Linksradikalen darüber hinaus von spanischen Hausbesetzern. Sie gelten in Sachen Straßenkampf als besonders erfahren. In Barcelona werden Räumungen besetzter Häuser regelmäßig von schweren Krawallen begleitet. Dabei werden mit Steinschleudern bisweilen auch Stahlgeschosse auf Polizeiketten abgefeuert.

Mit 300 Zugereisten wurden die Proteste in Rostock auch aus Skandinavien unterstützt. Vor allem Sympathisanten der „Antifaschistischen Aktion Stockholm“ sind regelmäßig bei Demonstrationen in Berlin zu Besuch. Hannes Heine

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