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Politik: Krieg gegen Kinder

Unicef berichtet über Massenflucht in Uganda

Berlin – Der Bürgerkrieg im Norden Ugandas entwickelt sich nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef zu einer immer größeren humanitären Katastrophe. Rund 1,6 Millionen Einwohner der Region seien auf der Flucht und „ganze Landstriche entvölkert“, sagte der Vorsitzende von Unicef Deutschland am Mittwoch in Berlin. Unter dem „Krieg einer bizarren religiösen Sekte gegen die ugandische Regierung und die eigene Bevölkerung“ litten vor allem Kinder.

12 000 Minderjährige habe die „Widerstandsarmee des Herrn“ von Rebellenführer Joseph Kony in den vergangenen zwei Jahren entführen lassen und zum Kriegsdienst gezwungen. Aus Angst vor nächtlichen Überfällen und Entführungen verließen rund 60000 Kinder allabendlich ihre Heimatdörfer, um die Nacht im Schutz der Städte zu verbringen – in Kirchen, Notaufnahmelagern oder unter Brücken. Die hygienischen Bedingungen seien katastrophal, häufig würden junge Frauen vergewaltigt und infizierten sich mit dem HIV-Virus.

Pirkko Heinonen, Koordinatorin von Unicef in Uganda, sieht wenig Hoffnung für eine politische Lösung des Konflikts: „Es gibt dort noch nicht einmal jemanden, mit dem man verhandeln könnte.“ Kony, der Anführer der Kinderarmee, halte sich für die Wiedergeburt der Jungfrau Maria und wolle ein „Regime der zehn Gebote“ errichten. Den Kindern, die meist aus intakten Familien stammten, bleibe zurzeit nur die nächtliche Flucht in die Städte. Diejenigen, die Massaker oder Kämpfe miterlebt hätten, seien traumatisiert und oft ihr Leben lang unfähig, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Unicef versuche, zumindest das Überleben der Flüchtlingskinder zu sichern, jedoch hätten aus Geldmangel bereits die Essensrationen gekürzt werden müssen.

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