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Gut ausgerüstet: Huthi-Rebellen rücken im Jemen immer weiter vor.

© Mohamed al Sayaghi/Reuters

Krieg im Jemen: Bodenoffensive der arabischen Allianz rückt näher

Die Kämpfe im Jemen werden immer heftiger. Das Bündnis unter der Führung Saudi-Arabiens kann den Vormarsch der Huthi-Rebellen nicht stoppen und denkt deshalb über eine Ausweitung des Militäreinsatzes nach.

Eine Invasion mit Bodentruppen im Jemen wird immer wahrscheinlicher, nachdem die Luftschläge der arabischen Kriegsallianz unter Führung von Saudi-Arabien den Vormarsch der Huthis bisher nicht stoppen konnten. Am Donnerstag rückten die gut bewaffneten Rebellen mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen erstmals in das Zentrum von Aden ein. Gleichzeitig befreiten Al-Qaida-Kommandos mehrere hundert Terroristen aus Gefängnissen.

Die Hafenstadt am Roten Meer war die letzte Bastion des nach Saudi-Arabien geflohenen Staatschefs Abed Rabbo Mansour Hadi. Die anrückenden Huthis besetzten zwischenzeitlich sogar den Präsidentenpalast im Stadtteil Kraytar. Auch das Viertel Khor Maksar, in dem sich ausländische Konsulate sowie Büros der Vereinten Nationen befinden, haben sie unter ihre Kontrolle gebracht.

Schwere Gefechte wurden am Freitag auch vom Flughafen gemeldet, wo eine auf dem Rollfeld geparkte Passagiermaschine in Flammen aufging. Einwohner berichteten, auf den Straßen lägen viele Tote. Niemand traue sich mehr aus dem Haus. Nach Angaben der Armeeführung in Riad landeten zusammen mit den Huthis von See her auch Spezialeinheiten in Aden, die loyal zum 2012 gestürzten Ex-Präsidenten Ali Abdullah Saleh sind.

Von dem eskalierenden Bürgerkrieg profitiert vor allem Al Qaida, deren Filiale in Jemen als der gefährlichste Ableger des Terrornetzwerkes gilt. In der südjemenitischen Provinzhauptstadt Mukalla am Golf von Aden, über deren Hafenterminal in Friedenszeiten der gesamte Ölexport des Landes abgewickelt wurde, stürmten Dschihadisten das Zentralgefängnis und befreiten gut 300 Gesinnungsgenossen.

Die jüngste Offensive der Huthis sowie die Massenbefreiung von Al Qaida setzt die arabische Militärkoalition unter Druck, ihre Luftangriffe schon bald mit Bodentruppen zu flankieren. Wie die spanische Nachrichtenagentur EFE meldete, setzte ein ägyptisches Kriegsschiff bereits „einige hundert“ Soldaten im Hafengebiet von Aden ab, die allerdings bisher nicht in die Kämpfe in der Stadt eingriffen.

Der pakistanische Verteidigungsminister reiste zusammen mit hohen Generälen nach Riad. Das Parlament in Islamabad will sich am Montag in einer Sondersitzung mit seinem Militärbeitrag für die Golfallianz befassen. Ägypten und Pakistan stehen unter Druck, als Gegenleistung für Milliardenhilfen aus Saudi-Arabien bei einer Bodenoffensive gegen Jemen den Großteil der Soldaten zu stellen.

Für die Zivilbevölkerung in dem ärmsten Staat der arabischen Welt hat der eskalierende Krieg die Situation katastrophal verschlechtert. Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen durch Luftangriffe und Straßenkämpfe bisher 520 Menschen ums Leben, 1700 wurden verletzt. Kraftstoff, Lebensmittel und Medikamente gehen in weiten Teilen des Landes zur Neige. Praktisch alle Flughäfen sind geschlossen, ägyptische Kriegsschiffe blockieren den Hafen von Aden.

Schon vor dem Krieg waren zwischen 40 und 50 Prozent der 24 Millionen Jemeniten mangel- oder unterernährt. In langen Schlangen stehen die Menschen nun vor den Geschäften an, um noch irgendetwas Essbares zu ergattern. Das Land muss 90 Prozent seines Bedarfs an Getreide und Reis importieren – auch weil in den vergangenen beiden Jahrzehnten große Agrarflächen umgewidmet wurden für den Anbau der profitablen Drogenpflanze Qat.

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