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© dpa

Krieg im Nahen Osten: Kämpfe um Gaza-Stadt eskalieren erneut

Ungeachtet aller Bemühungen um Frieden haben am Dienstagmorgen die Kämpfe und israelische Bombenangriffe an Heftigkeit zugenommen, berichten Bewohner von Gaza-Stadt. Die Hamas signalisiert inzwischen Bereitschaft zur Waffenruhe - und glaubt gleichzeitig an einen schnellen Sieg.

Die israelische Armee ist am 18. Tag ihrer Militäroffensive im Gazastreifen so weit wie nie zuvor in die Vororte von Gaza-Stadt vorgerückt. Soldaten lieferten sich dort am Dienstag nach Augenzeugenberichten schwere Gefechte mit militanten Palästinensern. Nach Angaben eines israelischen Militärsprechers wurden ein Offizier schwer und zwei weitere Soldaten leicht verletzt, als eine Sprengstofffalle während einer Hausdurchsuchung explodierte.

30 militante Palästinenser wurden nach Armeeangaben bei den Feuergefechten getroffen. Seit Beginn der israelischen Militäroffensive sind mindestens 930 Palästinenser getötet und weitere rund 4300 verletzt worden, gab die Gesundheitsbehörde in Gaza an. Auf israelischer Seite starben bislang 13 Menschen - neun Soldaten sowie vier Zivilisten, die durch Raketen militanter Palästinenser getötet wurden.

Ungeachtet der anhaltende Gewalt ließ die Armee am Dienstag mehr als 100 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern in den Gazastreifen passieren.

Gaza-Einwohner: Eine der schlimmsten Angriffsnächte

Einwohner von Gaza-Stadt sprachen von einer der schlimmsten Angriffsnächte. Augenzeugen sagten, Truppen und Panzer stießen tief in die dichter besiedelten Vorstädte vor. Auch von See aus werde die Stadt beschossen.

In Gaza-Stadt waren auf Live-Bildern beim Nachrichtensender Al-Dschasira erneut zahlreiche schwere Explosionen zu sehen. Ein Einwohner von Gaza sagte, überall brenne es. Zuvor war bei dem Sender von heftigen Gefechten zwischen israelischen Soldaten und palästinensischen Kämpfern im Bereich von Dschabalija die Rede.

EU-Entwicklungskommissar: Israel missachtet das Völkerrecht

Israel sieht sich wegen seiner Offensive im Gazastreifen erstmals mit schweren Vorwürfen aus der Europäischen Kommission konfrontiert. "Israel missachtet das humanitäre Völkerrecht", sagte EU-Entwicklungskommissar Louis Michel der belgischen Zeitung "La Libre Belgique".

Israel habe bei seiner Offensive im Gazastreifen die Pflicht, das Leben der Bevölkerung zu erhalten und für deren Schutz und Ernährung zu sorgen, sagte Michel. "Das geschieht offensichtlich nicht". Die Lage sei "dramatisch", und das Verhaltens Israels gerade als demokratischer Staat nur schwer zu akzeptieren, kritisierte der belgische Kommissar.

UN-Generalsekretr reist in Kriegsgebiet

Der Weltsicherheitsrat trifft am Dienstag erneut zu Beratungen über die Lage im Gazastreifen zusammen. Das teilten die Vereinten Nationen am Montag in New York mit. Das höchste UN-Gremium hatte erst am Freitag nach tagelangem Ringen eine Resolution verabschiedet, die beide Konfliktparteien zu einer sofortigen Waffenruhe verpflichtete. Zwangsmittel zur Durchsetzung seiner Forderungen hat der Sicherheitsrat nicht.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon will am Dienstag zu einem einwöchigen Besuch in die Region reisen, um Israelis und Palästinenser in direkten Gesprächen zu einem Einlenken zu bewegen. Stationen seiner Visite sind Ägypten, Jordanien, Israel, Ramallah, der Libanon, Syrien und Kuwait.

Die Führung der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen signalisierte ihre Bereitschaft zu einer Waffenruhe. Die Hamas sei zur Zusammenarbeit für jede Initiative bereit, die "die Aggression gegen unser Volk beendet", sagte der hochrangige Hamas-Führer Ismail Hanija am Montag in einer Fernsehansprache. Bedingung sei jedoch ein Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen und eine Öffnung aller Grenzübergänge.

Hamas-Führer: Sieg ist nah

Hanija rief die rund 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen zum Durchhalten auf. Gaza werde nicht zusammenbrechen und der Sieg sei nah, versprach er. Es war die zweite Fernsehansprache Hanijas seit dem 31. Dezember. Aus Furcht vor einem Attentat ist er wie andere Hamas-Führer seit Beginn der israelischen Offensive am 27. Dezember im Gazastreifen untergetaucht.

Die israelische Luftwaffe flog am Montag nach Angaben einer Militärsprecherin 60 Angriffe im Gazastreifen, davon allein 20 auf Schmugglertunnel im Grenzgebiet nach Ägypten. Im Gegenzug hätten militante Palästinenser mehr als 20 Raketen auf Israel abgefeuert. Nach Berichten des israelischen Rundfunks setzte die Armee am Montag Reservisten ein, um ein begrenztes weiteres Vordringen im Gazastreifen zu ermöglichen.

Die ägyptische Regierung meldete am Montag erste Fortschritte bei ihren Gesprächen mit der Hamas über die von Ägypten und Frankreich vorgeschlagene Waffenruhe. Osama Hamdan, dritthöchster Hamas-Funktionär, sagte in Beirut jedoch, der Vorschlag entspreche nicht den Erwartungen. Dies bedeute aber nicht, dass die Hamas die Initiative insgesamt ablehne.

Merkel: Waffenschmuggel eindämmen

Die Bundesregierung sprach sich für eine zentrale Rolle Ägyptens in den Bemühungen um eine Waffenruhe aus. Bei einem Gespräch mit dem Kronprinzen des Emirats Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin-Zayed al Nahyan, unterstrich Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag in Berlin zugleich, dass bei der Unterbindung des Waffenschmuggels in das Palästinenser-Gebiet Fortschritte erzielt werden müssten.

EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering forderte im Falle eines Waffenstillstandes im Gazastreifen den Einsatz internationaler Sicherungstruppen. Der französisch-ägyptische Plan zur Einsetzung eines internationalen Mechanismus zur Sicherung der Gaza-Grenzen sollte zu einem Erfolg führen, sagte er im Europaparlament in Straßburg. Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft kündigte eine Geber-Konferenz für den Gazastreifen an.

Der UN-Menschenrechtsrat verurteilte am Montag die israelische Militäroperation. Auf einer Sondersitzung in Genf forderte er ebenfalls eine sofortige Waffenruhe. Außerdem sollte eine internationale Untersuchungskommission in das Gebiet entsandt werden. (imo/dpa/AFP)

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