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Politik: Krieg mit Drogenbande

Mehr als 60 Tote bei Jagd nach Boss in Jamaika

Kingston - Die Jagd auf den berüchtigten Drogenboss Christopher „Dudus“ Coke hat die jamaikanische Hauptstadt Kingston ins Chaos gestürzt. Bei blutigen Auseinandersetzungen seit Wochenanfang starben nach Angaben der Rettungskräfte mehr als 60 Menschen. Stunden nach der Erstürmung eines Viertels im Stadtteil Tivoli Gardens durch die Polizei waren noch immer Schüsse und Explosionen zu hören. Coke wurde zunächst nicht gefasst. Auch vier Tage nach der Verhängung des Ausnahmezustandes hat die Regierung die Lage in Kingston noch nicht im Griff. Premierminister Bruce Golding erklärte am Mittwoch, er erwäge, den in West-Kingston geltenden Ausnahmezustand auch auf Stadtteile im nahen Spanish Town auszudehnen.

Angaben des Krankenhauses in Kingston zufolge schafften zwei Wagen insgesamt „rund 50“ Leichen heran. Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete einen dritten Truck, der nach Aussage einer Krankenschwester zwölf Leichname geladen hatte. Die meisten der Opfer waren Zivilisten und Polizisten. Nach Angaben der Polizei wurden mehr als 200 Verdächtige festgenommen. Die Polizei konnte die neue Totenzahl zunächst nicht bestätigen. Regierungschef Golding erklärte, es sei „wahrscheinlich“, dass die Zahl der Toten noch steige. Er drückte sein „tiefes Bedauern“ über den Tod von Sicherheitskräften und „unschuldigen Bürgern“ aus. Er verteidigte den Einsatz und versprach, dass die Sicherheitskräfte „Ordnung und Ruhe“ in den betroffenen Gebieten wiederherstellen würden.

In Jamaika sind hunderte Polizisten und Streitkräfte auf der Suche nach Coke im Einsatz. Die Polizei hatte am Montag ein Armenviertel in Tivoli Gardens, der Hochburg Cokes, gestürmt und Barrikaden durchbrochen, die von Anhängern des Drogenbarons errichtet worden waren. Vizepolizeichef Glenmore Hinds sprach von einem „Krieg“ gegen die Banden. Coke machte sich mit Jobs für Arme viele Freunde und Abhängige. Während der Einsätze erschütterten Explosionen das Wohngebiet, Rauchwolken standen über den Dächern. Hubschrauber kreisten über der Stadt. Die Polizei forderte die Einwohner auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Gegen Coke hatten die USA 2009 einen Auslieferungsantrag gestellt, gegen den sich Jamaikas Regierung zunächst lange sperrte. Die US-Justiz wirft Coke vor, in großem Stil Marihuana und Crack in die USA zu schmuggeln. Sie betrachtet Coke als einen der einflussreichsten Drogenhändler weltweit. AFP/epd/dpa

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