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Politik: Krisengipfel beim Papst

Benedikt bekundet vor Botschaftern islamischer Staaten Respekt vor Muslimen – und verzichtet auf Kritik

Als „lebensnotwendig“ hat Benedikt XVI. den Dialog zwischen Kulturen und Religionen bezeichnet. „Von ihm hängt unsere Zukunft ab“, sagte der Papst bei einer Audienz für die Botschafter islamischer Staaten. Das vom Vatikan gewünschte Treffen war kirchengeschichtlich das erste seiner Art. Der Papst reagierte damit auf die muslimische Kritik an seiner Regensburger Rede.

22 Diplomaten folgten am Montag der Einladung Benedikts XVI. in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo. Unter ihnen waren die beim Vatikan akkreditierten Botschafter oder Geschäftsträger aus dem Iran, aus Syrien, Libanon, Pakistan, aus Indonesien, Ägypten und der Türkei, sowie ein Abgesandter der Arabischen Liga. Es fehlte nur der Sudan. Zu Saudi-Arabien unterhält der Vatikan keine diplomatischen Beziehungen.

In seiner neunminütigen Ansprache war Benedikt XVI. sichtlich bemüht, neue „Fehlinterpretationen“ zu vermeiden. Er unterstrich, dass er seit Beginn seiner Amtszeit für „Brücken der Freundschaft“ zwischen den Religionen und speziell für ein „Wachstum des christlich-islamischen Dialogs“ eingetreten sei. Den Muslimen bekundete er „alle Wertschätzung und tiefen Respekt“. Einen von Kritikern bereits unterstellten Kurswechsel des Vatikan dementierend, sagte der Papst, er stehe „in Kontinuität zur Arbeit Johannes Pauls II.“ Christentum und Islam müssen nach Auffassung Benedikts XVI. die Zusammenarbeit lernen, um „alle Spannungen zu überwinden und jene Welt des Friedens und der Brüderlichkeit zu bauen, die von allen Menschen guten Willens sehnlichst erwartet wird“. Sie müssten „jegliche Form der Intoleranz vermeiden und sich jeder Gewalt entgegenstellen“. Sie sollten unglückselige Episoden der Geschichte vergessen und im Interesse aller Menschen „soziale Gerechtigkeit, moralische Werte, Menschenwürde, Frieden und Freiheit gemeinsam vorantreiben“, sagte der Papst.

Obwohl die Hinrichtung von vier Christen in Indonesien, die Ermordung einer italienischen Ordensfrau in Somalia, sowie wiederholte Anschläge auf christliche Kirchen in islamischen Ländern den Vatikan stark beunruhigen, verzichtete Benedikt XVI. vor den Botschaftern auf kritische Worte. Eindringlich aber wiederholte er mehrfach, der geforderte Dialog verlange nach einer „Wechselseitigkeit in allen Bereichen, vor allem aber, was die Grundfreiheiten des Menschen und insbesondere die Religionsfreiheit angeht“.

Zur Begegnung in Castel Gandolfo waren auch 19 Vertreter islamischer Gemeinschaften in Italien eingeladen. Die vatikanische Pressestelle verbreitete die Worte des Papstes erstmals in arabischer Sprache. Erwiderungen an Benedikt XVI. aus dem Kreis der Botschafter waren indes nicht vorgesehen. Bereits in den Tagen zuvor hatte der Vatikan seine eigenen Diplomaten in den islamischen Ländern damit beauftragt, den Regierungen dort die umstrittene Regensburger Vorlesung des Papstes samt aller nachgereichten Klarstellungen zu „erläutern“.

Benedikt XVI. hatte in Regensburg vor zwei Wochen einen byzantinischen Kaiser mit den Worten zitiert, Mohammed habe „nur Schlechtes und Inhumanes“ gebracht. Auf diesen Satz brauchte Benedikt XVI. am Montag nicht mehr zurückzukommen; bereits zweimal zuvor hatte er erklärt, dieses „mittelalterliche Zitat“ drücke „in keiner Weise meine persönliche Überzeugung aus“.

In ersten Reaktionen stieß auch das Treffen des Papstes mit den islamischen Diplomaten auf positive Resonanz. Der irakische Botschafter Albert Ismail Jelda sagte, der Papst habe seinen Respekt unterstrichen: „Das ist das, was wir erwartet haben. Nun ist es Zeit, hinter uns zu lassen, was geschehen ist.“

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