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Viele Ausländer flüchten aus Libyen in Richtung Tunesien.

© Reuters

Krisenregion: Ausländer flüchten in Scharen aus Libyen

In Libyen regiert die Angst: Zehntausende Ausländer haben den Wüstenstaat bereits verlassen. Viele warten noch darauf, in Sicherheit gebracht zu werden. Weltweit arbeiten Regierungen mit Hochdruck daran, ihre Heimreise zu organisieren.

Die Rettung der Ausländer aus Libyen läuft auf Hochtouren. Zehntausende Europäer, Asiaten und Amerikaner warteten am Donnerstag noch darauf, per Flugzeug, Schiff oder auf dem Landweg den Wüstenstaat zu verlassen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Heimkehrer berichteten von chaotischen Zuständen in Libyen.

Deutsche halten sich kaum noch dort auf: Nach Schätzungen des Auswärtigen Amts sind es noch etwa 160. "Die Gefährdungslage ist nach wie vor hoch", sagte eine Sprecherin. Es gebe aber auch Deutsche in Libyen, die aus familiären oder beruflichen Gründen bleiben wollten. Die deutsche Luftwaffe hatte am Vortag 47 deutsche und weitere Passagiere aus 15 Nationen ausgeflogen. Die Kanzlermaschine "Konrad Adenauer" mit 74 Menschen an Bord war am Abend auf dem Militärflughafen Köln gelandet.

Die EU will mit massivem Einsatz die noch rund 5000 bis 6000 EU-Bürger so schnell wie möglich aus Libyen herausholen. Man prüfe den Einsatz von Schiffen - auch Militärschiffen - die im Mittelmeer unterwegs seien, sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Ein chinesisches Schiff habe 500 Plätze für europäische Bürger zur Verfügung gestellt. Das europäische Krisenzentrum MIC koordiniere die Einsätze der Mitgliedsstaaten und tausche Informationen über freie Plätze in Flugzeugen aus. Das MIC hilft üblicherweise bei Bränden, Erdbeben oder Überschwemmungen.

Nach Informationen der EU-Kommission wurden bereits 5000 europäische Staatsbürger aus Libyen zurückgeholt. Etwa genau so viele hielten sich dort noch auf, sagte der Sprecher: "Die Situation ist schwierig."

Griechische Fähren sollen im Auftrag Pekings in den kommenden Tagen rund 15.000 Chinesen aus Libyen in Sicherheit bringen. Zwei Fähren erreichten am Donnerstag die Hafenstadt Iraklion auf der griechischen Insel Kreta - an Bord: 4600 Chinesen, 30 Thailänder und 30 EU-Bürger. Drei Flugzeuge der griechischen Luftwaffe sollten Griechen und andere EU-Bürger in Sicherheit bringen.

Die Türkei holte indessen auch fünf Deutsche aus Libyen heraus. Sie kamen mit etwa 3000 Menschen auf zwei Fähren im türkischen Marmaris an, berichtete der türkische Nachrichtensender NTV. Die Türkei, die bisher mehr als 5000 von insgesamt 25.000 ihrer Staatsbürger herausgeschafft hat, sichert die über das Mittelmeer laufenden Rettungsaktion mit Fregatten ab. Auch Italien setzt Flugzeuge und Schiffe der Marine ein.

Derweil saßen fast 600 US-Bürger fest. "Die Abfahrt der Fähren aus Tripolis nach Malta verzögert sich aufgrund von schlechtem Wetter", erklärte Philipp Crowley, Sprecher des US-Außenministeriums. Zwei maltesische Katamaranfähren hätten die Amerikaner im Auftrag des US-Außenministeriums schon am Mittwochabend in Sicherheit bringen sollen. US-Flugzeuge dürfen in Libyen nicht landen. Malta ist von Libyen aus gesehen das nächstgelegene EU-Land.

Die niederländische Regierung berichtete, die Kommunikation mit Landsleuten im Inneren Libyens sei sehr schwierig. Deshalb sei es unklar, wie viele tatsächlich zu fliehen versuchten. Den Haag entsandte eine Maschine der Luftwaffe, um Bürger aus dem Unruheland abzuholen. Bislang hätten sich 77 Niederländer bei der Botschaft in Tripolis registrieren lassen. Auch Rumänien schickt zwei Transportflugzeuge der Luftwaffe Richtung Libyen.

Mit vier Sondermaschinen des Zivilschutzes flog Russland hunderte seiner Bürger aus Tripolis aus. Darunter seien außer vielen Frauen und Kindern auch hochrangige Manager von Staatsunternehmen wie Gazprom und Lukoil sowie der Staatsbahn gewesen, teilte das Außenministerium mit. In einer zweiten Phase der Evakuierung sei von Montenegro aus ein Passagierschiff nach Libyen unterwegs, das etwa 1000 Russen, Türken und Serben aufnehmen soll. Die Arbeiter sind in Nordafrika für russische Firmen tätig. (dpa)

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