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Kritik am Krisenmanagement: Verunsicherte Bürger

Die Pförtner im Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) mussten sich in den vergangenen Tagen ziemlich viel anhören. „Die Leute rufen ununterbrochen an“, sagt einer von ihnen: „Gerade habe ich eine 84-jährige Frau aus Hamburg beruhigen müssen, sie hat geweint.

Von Sandra Dassler

Die Pförtner im Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) mussten sich in den vergangenen Tagen ziemlich viel anhören. „Die Leute rufen ununterbrochen an“, sagt einer von ihnen: „Gerade habe ich eine 84-jährige Frau aus Hamburg beruhigen müssen, sie hat geweint.“ Die alte Dame habe gefragt, was sie denn noch bedenkenlos essen könne und wollte gar nicht glauben, dass sie beim RKI außer auf der Internetseite keine Auskunft dazu erhielt.

„Andere Bürger möchten Hinweise auf den Ehec-Erreger geben“, erzählen die Pförtner. Sie verstünden nicht, dass es keine Behörde gibt, in der solche Hinweise entgegengenommen und gesammelt werden. Einer dieser Bürger ist Ulrich Schaumburg aus Berlin-Heiligensee. Ihm ist bei einem Besuch in Lütchenburg bei Lübeck etwas aufgefallen, was vielleicht weiterhelfen kann, aber niemand will es wissen. „Es kann doch nicht sein, dass es keine zentrale Stelle gibt, an die man sich wenden kann“, sagt er. Doch eine solche Stelle gibt es tatsächlich nicht. „Das RKI hat keine Aufgaben in der Bürgeraufklärung“, sagt Sprecherin Susanne Glasmacher. „Und Fragen zu Lebensmitteln können wir auch nicht beantworten.“ Im Übrigen verweist sie auf die Hotline des Bundesgesundheitsministeriums (Tel. 01805-996601). Doch die ist auch nur an Werktagen geschaltet.

An Wochenenden wie dem vergangenen erreicht der besorgte oder engagierte Bürger hier wie dort nur die Pförtner, bei denen sich der Frust und das Unverständnis über das „Krisenmanagement“ entlädt.

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