zum Hauptinhalt
Mit einer Kampagne hat die konservativ-liberale Koalition unter David Cameron begonnen, um das Land psychologisch auf die tiefen Einschnitte vorzubereiten.

© AFP

Kritik an Pakistan: Cameron betreibt Holzhammerdiplomatie

Der britische Premier David Cameron will sich trotz anhaltender Empörung nicht für seine unverblümte Kritik an Pakistans „doppelzüngiger“ Terrorismuspolitik entschuldigen. Das belastet den Besuch von Präsident Zardari in London.

Er dürfte aber, wenn er am Freitag in London mit dem pakistanischen Präsidenten Aisf Ali Zardari zusammentrifft, alles tun, den diplomatischen Fauxpas auszuwetzen, etwa indem er Pakistans Opfer im Kampf gegen den Terrorismus hervorhebt.

Mit seiner undiplomatischen Direktheit hatte Cameron Proteste in Pakistan ausgelöst. Am Montag wurde der britische Botschafter in Islamabad einbestellt. Oppositionsparteien forderten Zardari auf, die Begegnung mit Cameron abzusagen. In Pakistan wurden Bildnisse Camerons und Puppen verbrannt, eine hohe Geheimdienstdelegation sagte ihren Besuch in Großbritannien ab. Auch zu Hause wurde Camerons „Holzhammerdiplomatie“ kritisiert: Der frühere Außenminister David Miliband warf Cameron vor, mit losem Reden einen „außenpolitischen Schlamassel“ angerichtet zu haben.

Cameron verletzte Pakistan vor allem, weil er seine Kritik auf dem Boden des Erzfeindes Indien äußerte: Von dort warf er Pakistan vor, Terrorismus zu exportieren und im Umgang mit militanten Gruppen „in beide Richtungen zu sehen“. Man müsse die Dinge beim Namen nennen, so Cameron, der zuvor Israel verärgert hatte, als er Gaza als „riesiges Gefängnis“ bezeichnete.

Camerons Kritik ist inhaltlich nicht neu – auch die Labourregierung hob immer wieder hervor, dass fast alle britischen Terrorverschwörungen ihren Ursprung in Pakistan haben. Zuletzt wurden auf der Internetplattform Wikileaks Dokumente über die Zusammenarbeit Pakistans mit den Taliban veröffentlicht.

Aber Präsident Zardari führt im Nordwesten Pakistans auch unter großen Opfern Krieg gegen die Taliban und erhält dafür Milliardenhilfe vom Westen: Pakistan ist der engste Partner im Kampf gegen die Taliban – und der wichtigste Kanal für mögliche Verhandlungen mit ihnen. Den Kollaps der Atommacht Pakistan zu verhindern, gilt als eine vorrangige Aufgabe für die westliche Diplomatie.

Zardari begann seinen Europabesuch am Montag in Paris mit einer Unterredung bei Staatspräsident Nicholas Sarkozy. Dann wird er zu seinem teilweise privaten Besuch in Großbritannien erwartet. Am Samstag will er bei einer Veranstaltung seiner Pakistanischen Volkspartei in Birmingham den Startschuss für die politische Karriere seines 21-jährigen Sohnes Bilawal Bhutto Zardari geben – der gerade sein Studium in Oxford beendet hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false