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Kuba: Castro korrigiert Castro

Kubas Präsident Raul Castro hat mehr als zehn bekannte Persönlichkeiten aus hochrangigen Regierungsposten entfernt – allesamt alte Gefolgsleute seines todkranken Bruders Fidel.

Berlin - Pünktlich zum einjährigen Dienstjubiläum hat Kubas Präsident Raul Castro gezeigt, wer auf der Insel das Sagen hat. Er hat mehr als zehn bekannte Persönlichkeiten aus hochrangigen Regierungsposten entfernt – allesamt alte Gefolgsleute seines todkranken Bruders Fidel. Beobachter sprechen von einer „Entfidelisierung“ und dem Beginn des „Raulismus“, erwarten aber keinen dramatischen Wandel. Der jüngere der Castro-Brüder hat die frei werdenden Ämter vor allem mit Militärs besetzt, die loyal zu ihm stehen und die Probleme Kubas weniger ideologisch als vielmehr technokratisch begreifen. Raul selbst sagte, dass die Politik effizienter werden solle.

Prominentestes Opfer der Umstrukturierung ist Außenminister Felipe Perez Roque, der das Amt 1999 mit nur 34 Jahren antrat. Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter Bruno Rodriguez. Weiterhin wurde Carlos Lage entlassen, der im Ministerrat für Wirtschaft zuständig war. Allerdings behält Lage, der als Reformer gilt, seinen Posten als Vizepräsident.

Beobachter werten den Umbau vor allem als Signal nach innen: Raul habe erkannt, dass er die Versorgung der Bevölkerung verbessern müsse, wenn er überleben wolle, meint der Lateinamerikaexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik, Günther Maihold. „Er wird nicht verehrt wie Fidel, sondern daran gemessen, was er bringt.“ In der Außenpolitik erwartet Maihold nun mehr Flexibilität in der Auswahl der strategischen Partner – weg von Venezuela, hin zu Russland, China, Brasilien –, aber keine Nachgiebigkeit gegenüber den USA. Philipp Lichterbeck

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