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Kuba: Gipfel der Blockfreien eröffnet

In Havanna hat der Gipfel der Blockfreien begonnen. Erschienen sind zahlreiche Gäste von Ahmadinedschad bis Lukaschenko. Nur einer nicht: Fidel Castro. Für ihn geißelte Bruder Raúl "Unilaterismus" der USA.

Havanna - Ohne den erkrankten Gastgeber Fidel Castro hat am Freitag in der kubanischen Hauptstadt Havanna das zweitägige Gipfeltreffen der Blockfreien begonnen. In seiner Eröffnungsrede vor mehr als 55 Staats- und Regierungschefs rief Kubas amtierender Präsident, Fidels Bruder Raúl Castro, die Blockfreien, "zwei Drittel der UN-Mitgliedsstaaten" zum Kampf gegen den "Unilateralismus" der USA und ihrer Verbündeten auf. Die derzeitige Weltlage sei "von den irrationellen Ansprüchen weltweiter Dominanz durch die einzig verbliebene Supermacht und die Komplizität ihrer Alliierten" geprägt. Die 118 nicht paktgebundenen Staaten sollten "für eine gerechtere und gleichere Weltordnung an Stelle des Neoliberalismus" kämpfen.

Zu Beginn des Treffens erklärte der kubanische Außenminister Felipe Pérez Roque, an Stelle von Fidel Castro, dessen Ärzte ihm von einer Teilnahme abgeraten hätten, werde dessen Bruder Raúl die Gipfelarbeiten leiten. Per Akklamation bestimmten die Teilnehmer den 80-jährigen Fidel Castro zum neuen Präsidenten der Blockfreienbewegung. Castro erholt sich derzeit von einer schweren Operation und gab die Regierungsgeschäfte vorübergehend an seinen 756 Jahre alten Bruder Raúl ab. In den vergangenen drei Jahren hatte Malaysia die Präsidentschaft inne.

Fidel Castro empfing unterdessen UN-Generalsekretär Kofi Annan, der ebenfalls an dem Gipfeltreffen teilnimmt, zu einem Gespräch über die aktuelle Weltlage. Die Tageszeitung der Kommunistischen Jugend, "Juventud Rebelde", veröffentlichte am Freitag ein Foto, auf dem Castro im Pyjama zu sehen ist, als er Annan zur Begrüßung die Hand schüttelt. Vor Annans Eintreffen hatte Castro bereits den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez empfangen.

Während des Gipfeltreffens soll unter anderem eine Erklärung zum Atomstreit mit dem Blockfreien-Mitgleid Iran verabschiedet werden. Es wurde damit gerechnet, dass Teheran darin das Recht auf friedliche Nutzung der Atomenergie zugesprochen wird. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagte in Anspielung auf die US-Regierung, "einige Länder" errichteten "Hürden" und übten politischen Druck aus, um Entwicklungsländer in Abhängigkeit zu halten.

Weiterhin wurde eine Erklärung vorbereitet, die Israel für den Krieg gegen den Libanon und für das militärische Vorgehen in den palästinensischen Gebieten kritisiert. Ein Resolutionsentwurf fordert zudem eine Reform der Vereinten Nationen und plädiert für eine verstärkte Zusammenarbeit von Entwicklungsländern, um den Einfluss der USA zurückzudrängen. Am Rande des Treffens in Havanna sollen auch Gespräche zwischen Indien und Pakistan über die Zukunft der zwischen beiden Staaten umstrittenen Kaschmir-Region stattfinden.

Zu der während des Kalten Krieges gegründeten Blockfreien-Gruppe gehören 118 Entwicklungs- und Schwellenländer vor allem aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Das Gipfeltreffen bringt einige enge Verbündete der Vereinigten Staaten, aber auch die schärfsten Gegner der USA zusammen. (tso/AFP)

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