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Politik: Kultureller Übersetzer oder Politprofi? Wie das Verhältnis zwischen Paris und Berlin verbessert werden soll

Von Ulrike Scheffer Knapp vier Zentimeter misst die Bilanz von Brigitte Sauzay. In zwei dicken Mappen hat die Beraterin des Bundeskanzlers für die deutsch-französischen Beziehungen ihre Arbeit dokumentiert.

Von Ulrike Scheffer

Knapp vier Zentimeter misst die Bilanz von Brigitte Sauzay. In zwei dicken Mappen hat die Beraterin des Bundeskanzlers für die deutsch-französischen Beziehungen ihre Arbeit dokumentiert. Die umfangreiche Präsentation kann jedoch kaum darüber hinwegtäuschen, dass zwischen Berlin und Paris derzeit kaum etwas geht. Zuletzt musste Gerhard Schröder sogar mit ansehen, dass sein Konkurrent Edmund Stoiber von Jacques Chirac wie einen Staatsgast empfangen wurde.

Kenner der deutsch-französischen Beziehungen stellen deshalb die Frage, ob die frühere Chefdolmetscherin aus dem Elysée-Palast die richtige Besetzung für das Kanzleramt war. Die interkulturelle Kompetenz von Brigitte Sauzay sei unbestritten, heißt es, doch gehöre auf den Posten eine Persönlichkeit mit politischem Gewicht, die Lösungen für strittige Themen entwickeln könne. Das Amt selbst wird aber nicht in Frage gestellt: Gerade jetzt, wo sich mit der Erweiterung die Rahmenbedingungen der EU änderten, sei ein Mittler wichtiger denn je, sagt Martin Koopmann von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). „Wir sind an einem Punkt, an dem wir uns grundsätzlich Gedanken über die Zukunft der EU machen müssen. Da werden die unterschiedlichen Interessen der beiden Partner deutlich."

Auch der außenpolitische Sprecher der CDU, Karl Lamers, gibt trotz seiner Wertschätzung für Brigitte Sauzay im Fall eines Regierungswechsels einer anderen „Konstruktion" den Vorzug. „Um die Willensbildung der beiden Länder stärker zu verzahnen, muss ein deutsch-französischer Koordinator direkt in den Entscheidungsprozess eingebunden werden", sagte Lamers dem Tagesspiegel. Konkret heißt dies: Der Koordinator sollte den Rang eines Staatsministers erhalten, egal, ob er (oder sie) einen deutschen oder französischen Pass besitzt. Fertige Pläne für eine Neuordnung der Beziehungspflege habe die Union noch nicht, betont Lamers. Vieles hänge davon ab, ob Stoiber nach einem Wahlsieg einen Europaminister ernennen und diesen im Kanzler- oder im Außenamt installieren werde. Gerhard Schröder hat indes ebenfalls noch nicht entschieden, was aus Brigitte Sauzay und ihrem Posten werden soll, falls er Kanzler bleibt. Erst nach dem 22. September, heißt es im Bundespresseamt, werde dies ein Thema sein.

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