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Kuwait: Schlaflos vor Glück

Es ist ein historisches Ereignis für die Frauen in dem ölreichen Golfstaat: Erstmals in der Geschichte Kuwaits durften sie bei der Parlamentswahl sowohl ihre Stimme abgeben als auch sich zur Wahl stellen.

Kuwait-Stadt - Entsprechend groß war am Donnerstag der Andrang in den für Frauen reservierten Wahllokalen. "Ich bin so glücklich, dass ich nicht schlafen konnte", sagte Sahra Ramadan Benbehani, die unbedingt die erste sein wollte, die ihre Stimme abgibt. Die im Rollstuhl sitzende 54-Jährige wurde von ihrer Tochter in das Wahllokal in der Nafissa-bint-al-Hassan-Schule gebracht. Ihr Kreuzchen machte Benbehani dann bei zwei männlichen Kandidaten, weil sie "fähiger" seien. "Das ist meine Wahl - und die meiner Familie", erläuterte sie. Aber: "Niemand hat mir meine Wahl diktiert."

Wie vor der Hassan-Schule im Distrikt Sabah al Salem in Kuwait-Stadt bildeten sich schon am frühen Morgen überall lange Schlangen vor den Wahllokalen, die nach Frauen und Männern getrennt waren. Unter gleißender Sonne übten sich zumeist schwarz verhüllte Frauen in Geduld. Im Distrikt Al Dschabirija zwölf Kilometer südlich der Hauptstadt war die Geschäftsfrau Buthaina Madi die erste, die ihren Wahlzettel ausfüllte - genau eine Stunde, bevor ihr Auslandsflug ging. "Ich wollte diese historische Chance nicht verpassen", sagte die westlich gekleidete knapp 30-jährige Wählerin. "Dies ist ein historisches Ereignis und ich fühle den Sieg, den wir Frauen errungen haben."

Insgesamt bewarben sich von den 249 Kandidaten 28 Frauen um ein Mandat im Parlament. Eine von ihnen ist Fatima al Mutairi. Sie erschien im Wahllokal mit Kopftuch und einer kuwaitischen Fahne um ihren schwarzen Umhang gewickelt. "Selbst wenn ich nur eine einzige Stimme erhalte, ist das immer noch ein Zeugnis, das den Männern und Frauen meines Landes zeigt, dass ich die Herausforderung angenommen habe und in die Geschichte eingegangen bin", sagte sie selbstbewusst. Und die Kandidatinnen brauchten Mut für ihr Engagement: Einige der Frauen berichteten, dass sie während des Wahlkampfes bedroht und eingeschüchtert wurden. Eine Bewerberin erhielt sogar Todesdrohungen und zog sich daraufhin aus dem Rennen zurück.

Obwohl die rund 195.000 wahlberechtigten Frauen mit 57 Prozent die Mehrheit der 340.000 wahlberechtigten Kuwaiter stellen, rechneten Beobachter wegen des Wahlsystems nicht damit, dass eine der Kandidatinnen den Einzug ins Parlament schaffen würde. Das Justizministerium ließ den Urnengang von 700 Richtern überwachen - Richterinnen gibt es in Kuwait nicht. Unterstützt wurden die Richter von hunderten männlichen und weiblichen Angestellten des Ministeriums. Erste Ergebnisse sollte es gegen Mitternacht (23.00 Uhr MESZ) geben. Mehr als auf das Abschneiden der Frauen wurde auf das der Opposition gewartet: Die hatte in einem aggressiven Wahlkampf für Reformen und gegen Korruption geworben. (Von Omar Hassan und Lamia Radi, AFP)

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