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Land der Väter: "Obama ist Amerika" - Kenia feiert

„Glückwunsch, welch ein wunderbarer Tag.“ Wildfremde Menschen fallen sich im kenianischen Kisumu an diesem Morgen in die Arme, schütteln die Hände der Vorbeikommenden. Einer von ihnen, Barack Obama, wird Präsident der USA.

„Obama ist Amerika“ verkündet noch schnell der junge Mann, der auf dem Fahrrad vorbeifährt. Kenia, das ist an diesem Morgen des historischen Sieges des ersten schwarzen Präsidenten von Amerika, einfach nur grenzenlose Freude. Alle strahlen, selbst die bettelnden und schniefenden Kinder und Jugendlichen sind angesteckt. Im Jomo-Kenyatta-Stadion starren die einen gebannt auf den Schirm, um nur kein Wort „ihres“ neuen Präsidenten zu verpassen, die anderen tanzen und singen. Fast alle haben sie Obama dabei.

Wie der Messias

Als T-Shirt, Button oder einfach in einer Plastikhülle um den Hals. Obama, Obama singen, ja schreien sie. Autos hupen auf der Straße, es gibt erste kleine Corsos auf der Kenyatta Avenue, Obamamusik plärrt aus den Lautsprechern. Ein junger Mann schnürt sich seinen Obama vor die Nase. Irgendwie ist jeder hier in der frühen Morgensonne heute Obama. Es ist ein bisschen, als sei ihnen der Messias erschienen. Dabei ist doch nur Obamas Vater in Kenia geboren.

Baracks Obamas Tante Margaret hat sich an diesem Morgen besonders hübsch gemacht, ein taubenblaues Kostüm mit farblich passender Pünktchenbluse. Vor Freude kann die Mittfünfzigerin kaum sprechen. "Ich bin so froh, ich danke Gott," sagte die Priesterin der Anglikanischen Kirche. "Ich hoffe, dass er sein Versprechen einlösen kann und einen Wechsel bringen wird."

Gleich am Morgen kurz nach der Bekanntgabe ruft ein Bekannter an, der für die sudanesische Botschaft arbeitet. Er muss seine Freude loswerden, da werden alle angerufen, die er kennt. „Ist das nicht toll? Ich liebe Obama so sehr!“ Er wird am Abend mit seiner Frau und den drei Kindern feiern.

Aber auch alle anderen müssen ihre Freude loswerden. Endlich sind sie die Spannung los. Präsident Mwai Kibaki hat schon dem neuen Präsidenten gratuliert. Und morgen zum Feiertag erklärt. Natürlich erst morgen. „Heute müssen wir erstmal den Stress loswerden und unsere Party vorbereiten. Aber dann….“  Die 27-jährige Mary Salano lacht und ihr ganzer Körper schüttelt sich.

Hoffen auf ein neues Zeitalter

Alle hoffen sie, dass jetzt ein neues Zeitalter beginnt. James Teko, ein untersetzter Mann in hellrosa Hemd und grauem Anzug arbeitet bei der Zentralbank und ist gerade auf dem Weg nach Eldoret. Er redet wie ein Wasserfall. „Das ist ein großer Erfolg für die Menschlichkeit. Das Ergebnis heute zeigt, dass es keine Rolle spielt, welche Farbe du hast oder welcher Religion Du angehörst. Es kommt einfach drauf an, dass Du die Mehrheit hast.“ Dann hält er seinen schwarzen Arm gegen den weißen seines Gegenüber und grinst: Die Sklaverei, Deutschland damals…, wir wissen heute endlich, wer wir Menschen sind.“ Auch für Kenia hofft er jetzt das beste. „Die Verbindungen werden sich verbessern, ist er überzeugt. „Nicht, weil Barack Obama uns bevorzugen wird. Es wird eine andere Motivation geben. Wenn er den Leuten sagt, arbeitet hart, nutzt eure Möglichkeiten, sie sind überall, dann werden sie anfangen. Das wird etwas bewegen.“

Elizabeth Makoha organisiert Bankette für Konferenzen in einem der Hotels von Kisumu. Die 39jährige breitet die Arme aus, sie könnte die ganze Welt umarmen. „Ich bin so froh. Ich arbeite doch im Hotel. Wir werden so viele Touristen bekommen.

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