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AfD-Chef Josef Dörr beim Straßenwahlkampf in der Saarbrücker Innenstadt.

© imago/Becker&Bredel

Landtagswahl im Saarland: Die ganz Rechten von der Saar

Handel mit Nazi-Devotionalien, rechtsextreme Tendenzen: Die AfD im Saarland geht sogar dem national-konservativen Flügel der Partei zu weit. Nun wird ihr Landeschef Alterspräsident.

Ein Spitzenkandidat, der in seinem Antiquitätengeschäft Nazi-Devotionalien verkauft. Ein Landesverband, den die Berliner Parteispitze wegen rechtsextremer Tendenzen zeitweilig auflösen wollte. Ein ehemaliger Landesvize, der kurz vor der Wahl aus der Partei austritt. Willkommen bei der AfD im Saarland, einer Truppe, deren Umtriebe selbst dem national-konservativen Flügel der Alternative für Deutschland zu weit gehen. Es sei denn, es ist Wahlkampf, es sei denn, es geht um den Start ins Superwahljahr 2017.

Dann muss alles zurückstehen, was den Einzug in den Landtag gefährden und den ersehnten Durchmarsch im Bund beeinträchtigen könnte. Dann tritt vor Ort auch AfD-Chefin Frauke Petry auf, ohne große Worte über den Zwist mit dem Saarländer Ableger zu verlieren. Denn Richtungsstreitigkeiten und Machtkämpfe, das wissen die Rechtspopulisten seit der Auseinandersetzung zwischen Petry und dem Thüringer AfD- Rechtsaußen Björn Höcke, schaden nur.

Rund sechs Prozent – fast alle Umfrageinstitute hatten der Saar-AfD kurz vor der Wahl gute Chancen vorausgesagt, in den Landtag des kleinsten Flächenlandes einzuziehen. Und so kam es dann auch: Bereits die erste Hochrechnung des ZDF sah die AfD bei exakt sechs Prozent.

Petry ist stolz - "trotz aller Differenzen"

Gemessen an den Werten anderer Landesverbände oder gar der Bundespartei – sie liegt aktuell bei neun Prozent – mag das nicht als besonders gutes Ergebnis erscheinen. Auch das eigene Ziel von mindestens zehn Prozent hat die AfD im Saarland nicht erreicht. Trotzdem kann der skandalträchtige Landesverband zufrieden sein. Er hat den Sprung in ein weiteres Parlament geschafft, obwohl Landeschef Josef Dörr offen mit der NPD liebäugelte.

Recherchen des Magazins „Stern“ zufolge sollen Dörr und seine Mitstreiter versucht haben, Mitglieder der Freien Bürger Union, einer Kleinpartei, die der NPD nahesteht, für die AfD zu gewinnen. Als NPD-Landeschef Peter Marx auf einer AfD-Veranstaltung in Saarbrücken- Dudweiler das Wort ergriff, soll Dörr den Organisatoren signalisiert haben, dies sei in Ordnung.

Dörr zieht nun als Alterspräsident in den Saarbrücker Landtag ein und darf die erste Rede zu Beginn der neuen Legislaturperiode halten. Initiativen der Bundespartei auf Auflösung des Landesverbands brauchen er und seine rechten Parteifreunde wohl nicht mehr zu fürchten. AfD-Chefin Petry zeigte sich am Wahlabend vor laufenden Kameras jedenfalls erfreut über den Einzug ins Parlament. Darauf sei die Bundespartei stolz – „trotz aller Differenzen“.

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