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Politik: Landtagswahl: In Baden-Württemberg muss die SPD entscheiden, wer gegen Teufel gewinnen kann (Kommentar)

Das ist nicht irgendeine Landtagswahl, die am 25. März 2001 in Baden-Württemberg stattfinden wird.

Das ist nicht irgendeine Landtagswahl, die am 25. März 2001 in Baden-Württemberg stattfinden wird. Erstens ist es dann nur noch ein Jahr bis zur Bundestagswahl, zweitens ist das "Ländle" ja in Wahrheit ein Power-Land, eines mit viel wohlhabender Industrie und wohlhabender Bevölkerung. Wer da regiert, ist fast so mächtig wie - Edmund Stoiber.

Deshalb ist es auch eine wichtige Wahl, die am Sonntag zwischen Ute Vogt und Siegmar Mosdorf von 51 000 SPD-Mitgliedern getroffen werden muss. Das "Mädle" oder der "Champagner-Siggi", einer von beiden soll für die Partei als Spitzenkandidat gegen Erwin Teufel antreten. Christdemokrat Teufel ist seit zehn Jahren Ministerpräsident. Aber er ist trotzdem nicht annähernd so mächtig geworden wie Stoiber.

Teufel ist inzwischen so lange im Amt, wie nach Meinung seines eigenen Staatsministers Christoph Palmer in Zukunft ein Ministerpräsident längstens regieren sollte. Darin liegt die Chance. Die SPD in Baden-Württemberg muss das Gefühl verbreiten, das die Grünen mit Blick auf Teufel und Kohl so beschreiben: Unser Helmut heißt Erwin. Wer kann das am besten, was bedeutet: Wer kann es schaffen? Ein Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten würde doch sowohl die Stimmenlage im Bundesrat verbessern als auch die Ausgangslage für die Bundestagswahl.

Die Kandidatin Ute Vogt: Sie vermittelt Wärme, ist freundlich, fröhlich. Die Menschen im Ländle mögen sie. Die Mittdreißigerin gilt als eine Investition in die Zukunft. Fraktionschef Uli Maurer, als Landesvorsitzender selbst immer glücklos, hat sie entdeckt und zur Landesvorsitzenden gemacht. In Berlin ist Vogt gerade noch rechtzeitig vor der innerparteilichen Wahl Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag geworden, um sich zu profilieren.

Siegmar Mosdorf: Er ist der Typ Politiker, mit dem die Bosse können, obwohl er früher mal Gewerkschaftssekretär war. Das sieht man dem Endvierziger heute allerdings nicht mehr an. Der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium weiß, wovon er spricht. Aber er versteht sich mit Werner Müller nicht mehr ganz so gut wie zu Beginn. Alles in allem: Mosdorfs Zukunft im Land ist jetzt.

Die kommunalen Spitzen der SPD haben sich mit Mehrheit für Mosdorf ausgesprochen, die Delegierten auf den Regionalkonferenzen, am Beifall gemessen, mit Mehrheit für Vogt. Und die CDU hofft, dass es Mosdorf nicht wird. Denn er ist nur jetzt eine Gefahr, nicht in fernerer Zukunft: CDU-Wähler finden ihn interessanter als Teufel, FDP-Wähler und Funktionäre auch. Und die Grünen finden, er ließe ihnen mehr Raum, Stimmen zu sammeln. Für eine gemeinsame Koalition.

Nur ist die SPD in Baden-Württemberg noch immer so wie ihr Stratege Maurer: Als in Stuttgart bei der Wahl 1996 ein grüner Oberbürgermeister möglich war - was ein langfristig bedeutsames politisches Signal gewesen wäre -, ließ Maurer stattdessen den Bewerber Rainer Brechtken nochmal kandidieren. Er errang für die SPD 13,5 Prozent. Der Grüne schaffte es nicht. Das war das längerfristige politische Signal.

Kann ein Fehler so schön sein, dass man ihn zweimal macht?

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