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Politik: Le Pen in Nöten

Frankreichs Rechtsextreme sind knapp bei Kasse – und ihr Chef sucht Hilfe in antisemitischen Ausfällen

Bei der Nationalen Front, der Partei des französischen Rechtsextremisten Jean- Marie Le Pen, geht der Ausverkauf weiter. Nach dem Hauptquartier der Partei, ein 5000 Quadratmeter großes Gebäude im Pariser Vorort Saint-Cloud, das 2007 zum Verkauf angeboten wurde, kommt nun auch die gepanzerte Limousine des Parteichefs unter den Hammer: ein metallic-blauer Peugeot 605, Baujahr 1992, mit Ledersitzen und 137 058 Kilometern, den der Frontführer dieser Tage im Internet als „Sammlerstück für Liebhaber“ anpreisen ließ. Die Nationale Front sei „nicht ruiniert“, sagte Le Pen dazu. Ihr Vermögen sei immer noch größer als ihre Verbindlichkeiten. Doch aufgrund der angespannten Kassenlage sei man gehalten, sich von den „Kronjuwelen“ zu trennen.

Hauptgrund der finanziellen Probleme sind die Verluste bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen. Mit harten Tönen zur Einwanderung und Kriminalität hatte der heutige Präsident Nicolas Sarkozy der Partei die Hälfte ihrer Wähler abgeworben. Bei den Kommunal- und Kantonalwahlen setzte sich der Niedergang fort. Nur in wenigen Lokalparlamenten ist die Nationale Front noch vertreten. Auch die Mitgliederzahl sinkt. Und weil sich die Höhe der Staatszuschüsse nach den erhaltenen Stimmen richtet, ist die Partei nun zu Personaleinsparungen gezwungen. 20 der 60 hauptberuflichen Mitarbeiter des Parteivorstands erhielten demnächst ihre Entlassungsschreiben, kündigte Le Pen an.

Dennoch sei die Nationale Front „politisch weiter präsent“, brüstete sich Le Pen bei der traditionellen Kundgebung seiner Partei am 1. Mai in Paris. Er verband dies mit Angriffen auf Sarkozy. Durch „Betrug“ habe der Präsident Frankreich in nur einem Jahr „an den Rand des Zusammenbruchs“ geführt. Zudem macht Le Pen wieder mit antisemitischen Ausfällen Schlagzeilen. Der Zeitschrift „Bretons“ sagte er, dass die Gaskammern „nur ein Detail der Geschichte des Zweiten Weltkriegs“ seien. Mitglieder des Parteivorstands distanzierten sich von dieser Aussage, für die Le Pen bereits 1987 zu einer Strafe von umgerechnet 183 000 Euro verurteilt worden war. Auch seine Tochter Marine, Vizepräsidentin der Partei, sagte, sie sei nicht der Ansicht ihres Vaters, wurde von diesem aber zur Ordnung gerufen.

Dass sich Le Pen zu dem Rückfall hinreißen ließ, erklären Kommentatoren mit der Krise seiner Partei. Der knapp 80-Jährige denke nicht daran, sich aus der Politik zurückzuziehen, und hoffe, die Partei wie früher mit Provokationen ins Gespräch zu bringen. Doch die Umstände scheinen ungünstig. Das Parteihauptquartier ist noch nicht verkauft, und die Versteigerung seiner Limousine musste abgebrochen werden. Witzbolde hatten die Gebote auf über zehn Millionen Euro hochgetrieben und damit die Auktion durchkreuzt.

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