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Politik: Lehren aus dem Flug-Chaos

Künftig darf kein europäisches Land mehr allein darüber entscheiden, ob geflogen wird oder nicht

Brüssel - Am Tag, als in Europa erneut Flüge wegen der isländischen Vulkanasche ausfielen, haben die EU-Verkehrsminister in Brüssel Konsequenzen aus dem Chaos im vergangenen Monat gezogen. Bei einem Treffen in Brüssel, zu dem der Ressortchef aus Irland wegen des dort gesperrten Luftraums nicht anreisen konnte, vereinbarten sie, bis Sommer ein neues Messsystem mit Boden- und Luftmessstationen in den Mitgliedstaaten aufzubauen. Zudem sollen Kriterien entwickelt werden, aus denen hervorgeht, bei welcher Aschekonzentration Flugzeuge noch abheben dürfen. Einheitliche Grenzwerte für Vulkanasche im Luftverkehr sollen ab sofort ein Flug-Chaos in Europa verhindern.

Die Entscheidung darüber, ob der Luftraum gesperrt wird oder nicht, soll künftig nicht mehr im nationalen Alleingang gefällt werden. Die unterschiedlichen Entscheidungen in den Mitgliedstaaten hatten während des Flug-Chaos im April zur Unsicherheit bei Passagieren und Fluggesellschaften beigetragen. „Wir haben vereinbart, dass wir uns den Empfehlungen von Eurocontrol unterwerfen und kein Land einfach macht, was es will“, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Eurocontrol mit Sitz in Brüssel ist die europäische Flugsicherheitsbehörde, die aber bisher keine Hoheitsrechte hat.

Vorerst gilt diese Regelung, bis im Herbst neue internationale Standards geschaffen werden sollen, die auf den nun vorliegenden Erkenntnissen der Flugzeug- und Triebwerkhersteller beruhen. Demnach ist das Fliegen bei einer Aschekonzentration von unter 0,2 Milligramm pro Kubikmeter Luft gefahrlos und über zwei Milligramm gefährlich – dazwischen sollen Sichtflüge möglich sein. Eurocontrol operiert bereits mit den entsprechenden drei Flugzonen.

In der Frage möglicher Entschädigungen bestätigte Ramsauer, dass zuvor diskutierte Staatshilfen für Fluggesellschaften „vom Tisch“ seien. Nur einzelne Minister zögen dies in ihren Heimatländern in Erwägung. Wenn dies der Fall wäre, würde die EU-Kommission genau prüfen, ob die entstandenen Verluste auch wirklich mit der Aschewolke in Verbindung stehen.Christopher Ziedler

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